Regisseur und Autor Dieter Wedel hat sich im Fernsehen nicht nur dem Hausbau gewidmet („Alle Jahre wieder“) oder dem Kiez („Der König von St. Pauli“, der wohl meistwiederholten Reihe der deutschen TV-Geschichte)), sondern auch dem Alpinismus: Sein Zweiteiler „Eiger“ von 1974 erscheint jetzt erstmals auf DVD und ist eine interessante Ausgrabung — wenn auch keine kurzweilige. Wedel wählt – nach dem Buch von Dieter Meichsner – einen reportagehaften, fast dokumentarischen Ansatz: Eine Expedition gerät in Bergnot, eine Rettungsaktion läuft an, ein unten gebliebener Bergsteiger (Hans Brenner) lässt sich das Prozedere erklären und fiebert mit.
Das wirkt erzählerisch etwas zerdehnt, aber seine Meriten hat diese Bergrettung durch den authentischen Zugriff mit Bergbildern jenseits von Studio- oder Trickaufnahmen. Es wird viel aus dem Helikopter heraus gefilmt, es gibt den ein oder anderen spektakulären Sonnenaufgang, Passagen in Schweizerdeutsch werden dankenswerterweise untertitelt, und die Bilder am Berg vermitteln in aller Ruhe die tödliche Gefahr und gleichzeitig die schroffe Schönheit, die vom Eiger ausgeht.
Im Zentrum steht weniger das Geschehen auf dem Berg als das im Tal: Brenner (der Vater von Moritz Bleibtreu) als sorgenvoller Bergsteiger am Boden ist famos, teils Hallodri, teils Mann der Tat, der durch eine Verletzung von der Tat ferngehalten wird. Er streift umher wie ein nervöser Tiger.
Wedel, zurzeit Intendant der Festspiele in Bad Hersfeld, hat sich selbst auch kleinen Auftritt gegönnt – als Falschparker, der mondän im Café sitzt – in einer Szene, die für den Film unerheblich ist und so nebenbei die Schwäche dieses Zweiteilers zeigt; Als kompakter Einteiler von 100 Minuten hätte er mehr Spannung gehabt.
Wenig später, 1975, drehte Clint Eastwood am Eiger seinen Film „Im Auftrag des Drachen“, der die Szenerie weniger dokumentarisch denn spektakulär nutzt – kurioserweise mit einem Darsteller, Michael Grimm, aus „Eiger“. Auf dessen Seite findet man Erinnerungen an die Dreharbeiten von „Im Auftrag des Drachen“.
„Eiger“ ist erschienen bei bei Studio Hamburg. Zwei Teile (79 und 76 Minuten).
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