Roland Topor

Ohne Roland Topor (1938-1997) sähe das Kino ein wenig grauer aus: Der Schriftsteller, Zeichner und Satiriker dachte sich mit René Laloux (1929-2004) den Animationsklassiker „Der wilde Planet“ (1973) aus, schrieb die Vorlage von Polanskis „Der Mieter“ (1976) und trat als Schauspieler unter anderem in Werner Herzogs „Nosferatu“ (1979) auf.

„Zu viele Verben!

Ungewöhnlich, aber nicht so ungewöhnlich wie der Film „Marquis“, dessen Drehbuch er schrieb und dessen Figuren er entwarf – Menschen sieht man hier nicht, nur Tiere aller Couleur (gespielt von Menschen mit Masken). Die tummeln sich 1789, kurz vor der Französischen Revolution, in der Bastille. Im Zentrum steht der Marquis de Sade, der die Haft nutzt, um in Ruhe seine erotischen Werke zu schreiben. Ein interessanter Gesprächspartner des Schriftstellers ist sein eigenes Glied namens Colin. Die beiden diskutieren angeregt über Politik, die Kunst und die Schriften de Sades – „zu viele Verben“, findet Colin.

Trickfilme aus der DDR

Die Bastille ist ein Mikrokosmos des aufgerüttelten französischen Staates – man findet verlogene Kirchenmänner, die de Sade bestehlen wollen, eine vom König vergewaltigte Frau und arrogante Bürger: „Wir sollten uns schämen, dass wir dem Volk das Lesen beigebracht haben.“ Deftig ist dieser surreale Film, nichts für Kinder, aber gleichzeitig auch feinsinnig: vor allem wenn der Marquis mit seinem besten Freund/Stück über Gott und die Welt philosophiert.

Erschienen beim Label „Bildstörung“.
Das Bildrecht am DVD-Cover liegt bei Bildstörung, die Rechte an den Fotos bei YC Aligator Film – Tchin Tchin Production.
Extras: Booklet, Drehbericht, Interviews, nicht verwendete Szenen.

Roland Topor Roland Topor