Pidax

Christopher Plummer (l.) und Robert Shaw in „Der Untergang des Sonnenreiches“. Foto: Pidax

Ältere Filme abseits der üblichen, immer wieder gerne neu veröffentlichten Klassiker haben es im Heimkino schwer. Die großen Studios scheinen wenig Interesse daran zu haben, sie auf DVD oder Blu-ray zu veröffentlichen; gut, wenn Anbieter abseits der Branchenriesen sich die brachliegenden Lizenzen besorgen und selbst tätig werden. Die Riegelsberger Firma Pidax ist Spezialist in dieser vielleicht gar nicht so kleinen Nische und hat zuletzt wieder einige Perlen veröffentlicht, aus denen man fast eine kleine Filmreihe zum Thema „Raue Männer im Film“ kuratieren könnte.

Zum Beispiel „Der Untergang des Sonnenreiches“. Das klingt nach Monumentalschinken, der Film ist aber, trotz einigen Aufwands, eher ein Kammerspiel, in dem Religionen aufeinanderprallen und Mentalitäten dazu. Irving Lerners Film von 1969 basiert auf dem Bühnentück „Die Jagd nach der Sonne“ von Peter Shaffer (1926-2016, „Amadeus“). Es erzählt vom spanischen Eroberer Pizarro (Robert Shaw), der mit 167 Männern nach Peru aufbricht. Dort sollen seine Soldaten das Gold der Inka rauben und den christlichen Glauben über die Beraubten bringen. Die Eskorte des Inkakönigs Atahualpa (Christopher Plummer) metzeln die Spanier nieder – in einer surrealen Szene, mit Mord in Zeitlupe und fröhlicher Folklore-Musik; dann nehmen sie den König gefangen.

Während die entsetzten Inkas ihr Gold als Lösegeld für ihren König heranschaffen, kommen sich Pizarro, vom verlogenen Katholizismus seiner Geistlichen abgestoßen,  und der König näher. Pizarro scheint bei dem Mann, der sich unerschütterlich für göttlich und unsterblich hält, einen gewissen spirituellen Frieden zu finden. Diese Beziehung steht im Mittelpunkt des Films und wird von seinen beiden Hauptdarstellern mühelos getragen – allerdings braucht man doch ein ein, zwei Minuten um sich an den Anblick und manche Manierismen des dunkel geschminkten und perücketragenden Kanadiers Christopher Plummer als Inkakönig zu gewöhnen. Dann aber kann man sich an dem Film erfreuen, der mit geschliffenen Dialogen die Kollision von Religionen behandelt, von Weltanschaungen und den Tod von Idealen unter dem Druck von Realpolitik. Eine schöne und wertvolle  filmische Entdeckung.

 

 

Eine Heimkino-Entdeckung ist „Die Hölle sind wir“ nicht, gab es den Film doch schon vor Jahren auf DVD – allerdings in einer miserablen Vollbild-Version, die das Breitwandbild des Films rechts und links verstümmelte. Die Pidax-Veröffentlichung zeigt jetzt das Originalformat dieses Films von 1968, in dem sich 1944 auf einer unbewohnten Pazifikinsel zwei Männer begegnen: ein japanischer Soldat (Toshiro Mifune) und ein amerikanischer (Lee Marvin). Die beiden beginnen sofort einen wortlosen und trickreichen Kleinkrieg gegeneinander, bei dem ihnen langsam klar wird, dass von ihnen auf der Insel keiner ohne den  anderen überleben wird. Ein rauer, exzellent gespielter Film, der sich mit nationalistischem Hass beschäftigt, ohne ein naives Loblied auf die verbindende Macht der Völkerverständigung zu singen.

 

 

Weltanschauungen prallen auch in „Das vergessene Tal“ (1971) aufeinander, der im 30-jährigen Krieg spielt. Ein Lehrer (Omar Sharif) findet vor blindwütigen Söldnern beider Konfessionen einen Zufluchtsort – ein bisher vom Krieg verschontes Alpendorf. Der Frieden dort ist kurzlebig, denn eine Soldatentruppe fällt ins Dorf ein; mit viel Diplomatie kann der Lehrer den Anführer (Michael Caine) überzeugen, das Dorf nicht niederzubrennen, sondern dort zu überwintern. Doch die Spannungen zwischen den Besetzten und den Soldaten sind bedrohlich, und auch in der Söldnertruppe brodelt es, sind dort die Auffassungen von Religion und Sinn beziehungsweise Sinnlosigkeit dieses Krieges sehr unterschiedlich. Ein getragener Film mit vielen Dialogen, einigen Gewalt­eruptionen und einer melancholischen Musik von John Barry.

 

 

Ein ruppiger  Abenteuerfilm ist die Jules-Verne-Adaption „Das Licht am Ende der Welt“ (1971) mit Kirk Douglas als Leuchtturmwärter, der es alleine auf seiner Insel mit einer Piratentruppe (angeführt von Yul Brynner) aufnimmt. Viel Atmosphäre des einsamen Eilands gibt es, dazu Stunts von Douglas höchstselbst. Und in gewisser Weise nimmt der Film die spätere „Stirb langsam“/Allein-gegen-alle-Formel der 1980er vorweg.

 

www.pidax-film.de