Über Film und dieses & jenes

Kategorie: Hinter den Kulissen (Seite 1 von 2)

Neuer Leiter des Saarbrücker Filmhauses: Nils Daniel Peiler

Nils Daniel Peiler, 1988 in Saarbrücken geboren, ist ab 1. März Leiter des Saarbrücker Filmhauses. Foto:  Jessica Rhodes

Seine Wahl könnte durchaus ein Glücksgriff sein. Ab diesem Freitag ist Nils Daniel Peiler neuer Leiter des Saarbrücker Filmhauses und damit Nachfolger von Christel Drawer, ehemals Leiterin des Ophüls-Festivals, die das Kino zuletzt leitete und jetzt in Ruhestand geht. Der promovierte Filmwissenschaftler Peiler kommt nach einigen Jahren als Kurator der Kinemathek Hamburg jetzt in seine Geburtsstadt Saarbrücken zurück – und ins Filmhaus, „wo ich als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener regelmäßig Zuschauer war“, wie er sagt. „Für mich schließt sich gewissermaßen ein Kreis.“​ Saarbrückens Kulturdezernentin Sabine Dengel zeigt sich „sehr froh darüber, dass wir aus einer Vielzahl qualifizierter Bewerbungen jemanden mit großer Expertise auswählen konnten, der darüber hinaus bestens mit der Kinolandschaft Saarbrückens vertraut ist“.​

Promotion über Kubricks „2001“​

Beides ist nicht übertrieben. Peiler studierte Germanistik und Bildwissenschaften der Künste an der Universität Saarbrücken sowie Film- und Medienwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt, der Sorbonne Nouvelle in Paris und der Universität Amsterdam. Promoviert hat er mit einer Arbeit über die Rezeptionsgeschichte von Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ – Peiler war auch einer Kuratoren der exzellenten 2018er-Ausstellung über Kubrick und „2001“ im Deutschen Filmmuseum Frankfurt.​

Ohne cineastische Scheuklappen​

In Saarbrücken hat Peiler, der auch als Lehrbeauftragter gearbeitet hat, Vorträge über Kino hält und journalistisch über Film schreibt, einige denkwürdige Veranstaltungen und Reihen im Kino Achteinhalb organisiert, die ihn als Person ohne cineastische Scheuklappen ausweisen. 2013 organisierte er eine Werkschau über Regisseur Stanley Donen („Singing in the Rain“) und eine viel beachtete komplette Retrospektive zu Filmemacher Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“). 2014 zeigte er eine Reihe mit Filmen mit Louis de Funès, 2017 das Gesamtwerk von Jacques Tati – alles begleitet mit Einführungen und Diskussionen. 2018 wagte er im Achteinhalb ein gelungenes Experiment: Er zeigte Kubricks „2001“, kommentierte und erklärte den Film dabei. Im selben Jahr kam er zurück ins Achteinhalb und brachte den Komponisten Christian Bruhn mit, der dort am Klavier unter anderem seine Melodien zu „Wickie“ und „Timm Thaler“ spielte.​

Arbeit im Metropol Kino​

Zu dieser Zeit arbeitete Peiler schon für die Kinemathek Hamburg und deren Metropolis Kino – dort kuratierte er jüngst eine Horst-Buchholz-Reihe, auch gab es zuletzt Veranstaltungen mit Armin Mueller-Stahl und dem Musiker Irmin Schmidt (Can). Von Peiler kann man nun im Filmhaus  einiges erwarten. In diesem „attraktiven Ort mit herausragender Geschichte“ sieht er „großes Potential“.
(Interview folgt)

Kinoperle: Die Schauburg in Karlsruhe

Besuch in einem außergewöhnlich schönen Kino: die Schauburg in Karlsruhe.
1929 wurde sie erbaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1949 neu aufgebaut. Seit 2005 findet hier das Todd-AO-70mm-Festival statt.
Das Kino hat drei Säle: das Schauburg-Cinerama mit gekrümmter Leinwand von 17 auf sieben Meter (350 Plätze), das Cinema (150 Plätze), siehe Foto, und  das Bambi (61 Plätze). Programm unter Schauburg – Das Filmtheater in Karlsruhe.

 

Wenn das Kino der Kindheit vor sich hin bröckelt

Die selige Videothek in der Bleichstraße

Ein Fundstück aus der VHS-Ära

 

Der Bildband „The Goldfinger Files“ – eine Woche mit James Bond in der Schweiz

Ein winkender Sean Connery in der Bar des „Hotel Bergidyll“. Der Herr ganz rechts ist Spezialeffekte-Mann John Stears – er doubelt nebenbei den nicht anwesenden Gert Fröbe und wird später zwei Oscars gewinnen – für „Feuerball“ und für „Krieg der Sterne“. Foto: Famile Holzhauser / Steidl Verlag

Hoch die Tassen! Ein winkender Sean Connery in der Bar des „Hotel Bergidyll“. Der Herr ganz rechts ist Spezialeffekte-Mann John Stears – er doubelt nebenbei den nicht anwesenden Gert Fröbe und wird später zwei Oscars gewinnen – für „Feuerball“ und für „Krieg der Sterne“.       Foto: Famile Holzhauser / Steidl Verlag

 

Ein opulenter Bildband zeichnet eine Woche Dreharbeiten in der Schweiz am James-Bond-Film „Goldfinger“ von 1964 nach. Ein Stück Filmgeschichte als faszinierender Mikrokosmos.

Bücher über Dreharbeiten gibt es ja einige. Aber ein Bildband über gerade mal sieben Drehtage (plus einer für Anreise und Hotelbeziehen), die auch noch fast 60 Jahre zurückliegen? Eine bizarre Idee? Im Prinzip schon – aber nicht, wenn der Film „Goldfinger“ heißt. Denn jener dritte James-Bond-Film löste die 007-Hysterie der 1960er erst aus. Waren die Vorgänger „Dr. No“ und „Liebesgrüße aus Moskau“ noch vergleichsweise erdverbundene Thriller, hob „Goldfinger“ 1964 filmisch ab und bastelte sich seine ganz eigene 007-Welt mit Drehbuch-Ideen und Bildern, die zu Kino-Ikonen wurden: die vergoldete Frau, der Smoking unterm Taucheranzug, die Laserwaffe, die den Helden lendenaufwärts halbieren soll, der Hut mit tödlichem Stahlring in der Krempe – und nicht zuletzt der Aston Martin, das automobile Symbol eines eleganten Englands, ausgestattet mit einem Schleudersitz für Beifahrer.

 

Die Hotel-Hausband „The Hammond’s“ entdeckt eine neue Einnahmequelle: Ihr alter VW-Bus wird zum Imbisswagen der Bond-Filmer. ⇥Foto: Familie Holzhauser / SteIdl

Die Hotel-Hausband „The Hammond’s“ entdeckt eine neue Einnahmequelle: Ihr alter VW-Bus wird zum Imbisswagen der Bond-Filmer. Foto: Familie Holzhauser / SteIdl

 

„Goldfinger“ ist der stilbestimmendste Bond-Film und zeigt Sean Connery auf dem Höhepunkt seiner 007-Lässigkeit – ab dem Folgefilm „Feuerball“, bei dem der technische Bombast übermächtig wurde, ging es bergab mit des Schotten Motivation: angesichts des Rummels, schwächerer Drehbücher und seines wachsendes Hasses auf die Produzenten, von denen er sich finanziell übervorteilt fühlte.

Plattfuß durch Aston Martin

1964 war die Welt aber noch in Ordnung bei „Goldfinger“, diesem Stück Populärkultur, dem der Göttinger Steidl Verlag nun den famosen, exportfreundlich englischsprachigen und am Papierrand gar goldfarbenen Bildband „The Goldfinger Files“ widmet. Um jene sechseinhalbminütige Szene geht es, in der Bond in den Schweizer Alpen den Schurken Goldfinger (Gert Fröbe) verfolgt, in einen Mordanschlag auf ihn gerät und sich dann der glücklosen Attentäterin (gespielt von Tania Mallet) andient – nachdem er ihrem Wagen mit seinem trickreichen Aston Martin einen doppelten Plattfuß beschert hat.

Die Schweizer Bond-Kenner Steffen Appel und Peter Wälty haben für dieses Buch mit der Goldkante Hunderte Fotos der Dreharbeiten zusammengetragen, Pressebilder, Privataufnahmen, dazu Drehbuch-Passagen, Produktionsnotizen und Bildfolgen aus dem fertigen Film. Alles brachten sie in Detektivarbeit in eine Chronologie – teilweise durch den mikroskopischen Blick auf die Armbanduhren der Fotografierten.

Drehpause – Sean Connery filmt Schauspielerin Tania Mallet. Foto: Josef Ritter / Steidl

Das Ergebnis ist ein Bildertagebuch voller Nostalgie an die 1960er, mit Fernweh in Richtung der schönen Alpen und mit einer überraschenden Bodenständigkeit: Bond-Produktionen achten heute penibel darauf, wo sie der Presse Zugang gewähren und wo nicht. Bei „Goldfinger“ durften zwecks Werbe-Maximierung in jener Schweizer Woche die Fotografen bei allem dabei sein. So gibt es neben klassischen PR-Aufnahmen – Mallet und Connery wandeln auf dem Flughafen Zürich-Kloten die Gangway herab – auch ganz anderes: Connery etwa beim Imbiss-Stand der Dreharbeiten, mit Hühnerbein und Kartoffelsalat auf Pappteller nebst Plastikbesteck. Kein Bond-Glamour also – zumal das Mahl nicht von Spitzenköchen gereicht wurde, sondern von der Hausband des „Hotel Bergidyll“ in Andermatt, wo das 50-köpfige Bond-Team im Juli 1964 untergekommen war, nachdem alle anderen Gasthäuser der Region kein Interesse hatten (heute schwer vorstellbar). Jene Hausband, „The Blue Hammond’s“, beschallte in langen Nächten den britisch bevölkerten Tanzboden des Hotels und fuhr tagsüber mit einem klapprigen VW-Bus und angepapptem Schild mit „Catering Service Verpflegung Dreharbeiten“ den Bond-Filmern hinterher.

Interview mit Kulturwissenschaftler über James Bond

Mit dem 5. Juli 1964 beginnt das Buch. Sean Connery, damals 34, fliegt in Zürich ein, ohne Toupet und ohne Rummel – Bond ist noch kein Massenphänomen, anders als die Beatles, die, wie das Buch vermerkt, exakt vier Wochen vorher auf dem Flugplatz standen und heftig umkreischt wurden. Ein Detail am Rande: Im Film „Goldfinger“ äußert sich die Figur Bond ziemlich altväterlich über die Beatles, die ja nur mit Gehörschutz zu ertragen seien. Nun, ein Progressiver war Bond ja nie. Das „Bergidyll“ entpuppt sich aus heutiger Sicht als Innenarchitektur-Traum für Sixties-Nostalgiker. Connery bezieht Zimmer 21 und moniert, dass sein Bett für seine 1,88 Meter Körperlänge zu klein sei. Der praktische Rat des Hoteliers: Er solle sich doch diagonal zur Nachtruhe legen, schließlich schlummere er in einem Doppelbett.

Mit Papptellern in der Wiese

Tags drauf beginnen die Dreharbeiten im Urserental im Kanton Uri auf 1500 Metern Höhe. Vor allem Autofahrten mit dem neuen Ford Mustang werden gefilmt, den die Autobauer bei Bond werbetechnisch untergebracht haben. 007 ist eben der König der Schleichwerbung und des Lizensierens. Connery hat wenig zu tun, also gibt er die ersten von unzähligen Interviews und stellt klar, wie sehr er es hasse, wenn man ihn als „Mr. Bond“ anspricht. Die Fotos dazu wirken wie ein Betriebsausflug im Grünen – man liegt mit Papptellern in der Wiese oder schaut hoch in den Himmel, wo Schweizer Militärmaschinen Flugübungen machen. Bei den Dreharbeiten ist mindestens ein Schweizer Soldat zugegen, waren Teile des Urserentals in den 1960ern doch militärisches Sperrgebiet.

Eine alte Kino-Anzeige für "Goldfinger".

„Goldfinger“ lief in manchen Kinos monatelang. Foto: Archiv Saarbrücker Zeitung

Die 60er spiegeln sich auch in der Technik wieder und in den Herausforderungen an eine Filmproduktion: Im „Bergidyll“ muss die Produktionsgesellschaft EON bei der Schweizer Post vorab zehn Telefonleitungen für die Hotellobby beantragen, die zur Überraschung vor allem der Einheimischen sogar rechtzeitig installiert werden. Zugleich wird der Raum für die Skier zur Dunkelkammer umgebaut – der entwickelte Film wird regelmäßig nach Zürich chauffiert und von dort nach London geflogen, wo Cutter Peter Hunt (der 1968/69 selbst einen Bond drehen wird, „Im Geheimdienst ihrer Majestät“) das Material sichtet.

 

Da die britische Gewerkschaft auf einen Arzt am Set besteht, wird kurzerhand der Cousin des Hotelbesitzers (und Mediziner) engagiert, der in jener Woche so viel verdient wie sonst in einem Monat als Assistenzarzt in Basel. Mehr als eine Magenverstimmung muss er nicht behandeln – erstaunlich, wird doch, auch das zeigt das Buch, ausgiebig gefeiert. Die kleinste Whisky-Einheit, die man in der Bar des „Bergidyll“ bestellen kann, ist gleich eine doppelte.

Zum Tod von Roger Moore

Connery, leicht unleidlich

Was erfährt man noch bei diesem wunderbar nostalgischen Bilderbogen? Dass bei den Dreharbeiten ausgerechnet das Traumauto Aston Martin auf der Strecke bleibt – die Kupplung gibt zügig den Geist auf, und da die Zeit drängt, wird ein Zweit­exemplar der Nobelkarosse eingeflogen. Connery wird im Laufe der Woche bei den Interviews etwas unleidlich, vielleicht wegen der ähnlichen Fragen, vielleicht wegen eines regelmäßigen Katers.

Gert Fröbe ist gar nicht dabei

Auch um die eheliche Treue Connerys geht es nebenbei im Buch, wobei die Quellen da auseinander gehen: Für manche Zeitzeugen war er in jener Schweizer Woche der vollendete platonische Gentleman, für andere ein Füllhorn der möglicherweise erfolgreichen Anmachsprüche. Kurios: Darsteller Gert Fröbe spielt in den Schweizer Szenen zwar mit, ist aber nicht anwesend: Nahaufnahmen mit ihm werden in London gedreht und später in den Film geschnitten, in der Schweiz wird er für Kamera-Einstellungen von Weitem gedoubelt – vom Spezialeffekte-Mann John Stears, der nicht einmal Fröbes bullige Figur hat, was aber nicht auffällt: die Magie des Kinos eben. Diese Magie verlässt sonntagabends am 12. Juli 1964 wieder das Schweizer Idyll, der Bildband schließt mit Abschiedsfotos. Connerys Double Bill Baskerville und Harold Sakata, der Darsteller des mörderisch hutwerfenden Zweitschurken „Odd Job“, posieren sichtlich dankbar mit den Betreibern des beliebten improvisierten Imbisswagens, Connery signiert das Fotoalbum des Barmannes Heini Holzhauser. Und um 19.15 Uhr hebt die Maschine der British European Airways in Zürich ab, in Richtung London. Dort werkelt man dann weiter an diesem Stück Kinogeschichte.

Steffen Appel, Peter Wälty: The Goldfinger Files.
Steidl Verlag,
192 S., 346 Abbildungen. 38 Euro.
www.steidl.de

Arbeit in der Kino-Nische: Die 50. Ausgabe des Magazins „35 Millimeter“

Jörg Mathieu, Gründer von „35 Millimeter“

Jörg Mathieu, Gründer von „35 Millimeter“, als Freund der Kino-Klassik stilecht mit einem T-Shirt zum Film „Svengali“ aus dem Jahr 1931. Foto: Layoutist

Ein ambitioniertes Konzept: Die saarländische Filmzeitschrift „35 Millimeter“ widmet sich bewusst nur den ersten 70 Jahren Kino. Das Heft feiert jetzt seine 50. Ausgabe – wie funktioniert das Ganze?

„Wir sind die Nische in der Nische“, gibt Jörg Mathieu zu. Aber dort fühlen sich einige Leserinnen und Leser sehr wohl – genug Kino-Anhänger jedenfalls, dass das saarländische Magazin mit seinem ambitionierten Konzept nun seine 50. Ausgabe feiern kann: „35 Millimeter“ widmet sich den ersten 70 Jahren klassischer Kinogeschichte, zwischen 1895 und 1965. Um Klassiker geht es ebenso wie um heute Vergessenes und Ausgrabenswertes, man liest Texte über einfarbige Stummfilme oder knallbunte Musicals, Western, Krimis, Science-Fiction. Jedes Genre ist dabei – aber im Jahr 1965 ist eben Schluss. Um das aktuelle Kino kümmert sich übrigens das St. Ingberter Magazin „Deadline“, das gerade seine 100. Ausgabe herausgebracht hat. „Es geht ja nicht um alte Schinken“, sagt Mathieu über das „35 Millimeter“-Magazin, „sondern um das Bewahren von Filmkultur“. Natürlich ist da Nostalgie im Spiel, „aber wir verweigern uns nicht der Moderne“. Vor allem geht es um filmische Entdeckungen oder um neue Sichtweisen, nicht um das Wiederkäuen des filmischen Kanons. Selbst Mathieu, 54, Kenner der klassischen Kino-Ära, gibt zu: „Ich weiß höchstens die Hälfte von dem, was bei uns in einem Heft steht.“

An Geldverdienen ist nicht zu denken

Vor neun Jahren ist die erste Ausgabe erschienen, Mathieu war damals Chefredakteur, Herausgeber und Gestalter zugleich. Das Debüt war ein Testballon, „mit einem noch nicht ganz professionellen Layout“ und mit Texten von Film-Enthusiastinnen und -Enthusiasten, die aus Spaß an der filmischen Freude schreiben, ehrenamtlich. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Denn, so abgedroschen es klingen mag, „es geht der Redaktion tatsächlich um die Sache“, sagt Mathieu. Mit einem derart spezialisierten Magazin sei an Geldverdienen nicht zu denken, „noch dazu im Medium Print, das immer weniger wird“. Vor einigen Jahren habe das Heft „auch einen Durchhänger gehabt“, sagt er, es war damals fraglich, ob es sich weiterhin tragen würde. Und das ist die Mindestbedingung. „Sobald man privates Geld reinstecken muss, hat es keinen Sinn mehr. Wir hätten aufgehört.“

 

Die Jubiläumsausgabe.

 

Doch die Lage hat sich stabilisiert, unter anderem durch das Coronavirus, das sonst viel Kultur bedroht und zum Teil zerstört hat. „Wir sind in gewisser Weise Pandemiegewinner – die Menschen waren zu Hause, haben mehr gelesen, unsere Zahlen sind gestiegen.“ Die Auflage des Magazins, das viermal im Jahr erscheint, liegt bei um die 500 Stück, sagt Mathieu, die Zahl der Abos bei 186. Eine Nische eben, klein, aber fein – so zählt etwa Regisseur Dominik Graf („Fabian“, „Die Katze“, „Die geliebten Schwestern“) zu den Abonnenten und bezeichnete das Magazin zum fünften Geburtstag als „eine Art kleines Wunder“, als „schriftliches Filmmuseum“, sogar als „warmen Pool der cineastischen Wollust“. Ähnlich sah es der renommierte Filmwissenschaftler und Autor Hans Helmut Prinzler, der kurz vor seinem Tod Mitte Juni zur 50. Ausgabe per Grußwort gratulierte, das Heft „vorbildlich“ nannte, „einen Traum für einen Filmhistoriker“. Für Mathieu „ein Ritterschlag“.

Zu Besuch bei der Heimkinofirma „Pidax“

Viel Lob also für das Magazin, das dennoch mit der Überalterung seines Publikums kämpfen muss. „Wir haben immer noch zu wenige junge Leserinnen und Leser“, sagt Mathieu, „die größten Gruppen sind 45 plus und dann 60 plus“. Manchmal bekomme er Briefe, in dem ihm Angehörige vom Tod eines Abonnenten schrieben und auf weitere Hefte verzichteten.

Eine Schwesternzeitschrift

Über die Jahre hat sich die Welt von „35 Millimeter“ erweitert. Neben den regulären Magazinen sind Sonderausgaben erschienen – zu den Genres Western, Gangsterfilm und Melodram etwa, über Filmstar und Gruselmythos Vincent Price (Mathieu hatte 2016 dessen Tochter Victoria zu einer Veranstaltung ins Saarbrücker Filmhaus geholt). Und nebenbei ist eine Schwesterzeitschrift entstanden: „70 Millimeter“ heißt sie und widmet sich in bisher vier Ausgaben – im handlich quadratischen Format – den Filmjahren 1966 bis 1975.

Buch von „35 Millimeter“ über Regisseur Victor Sjöström

100 Seiten hat die Jubiläumsausgabe Nummer 50, sie kostet 10,40 Euro; den stark gestiegenen Papierpreis spüre man bei den Druckkosten schmerzhaft, sagt Mathieu – ab Heft 51 soll der Preis bei 7,20 Euro liegen. Die Jubiläumsausgabe ist wie die Vorgänger aufgeteilt in ein Hauptthema und die üblichen Rubriken. Schwerpunkt ist das Filmstudio 20th Century Fox (2019 von Disney einverleibt): Da geht es unter anderem um Filmemacher Frank Borzage, einst Regie-Star und oscarprämiert, heute vergessen, auch über die „Charlie Chan“- und „Mr. Moto“-Filmreihen um asiatische Detektive (jeweils gespielt von den Nicht-Asiaten Warner Oland und Peter Lorre), um die „Film Noir“-Krimis des Fox-Studios und, in einer Einzelbetrachtung, um John Fords Klassiker „Die Früchte des Zorns“.

Buster Keaton und die KI

Abseits des Schwerpunkts kann man Texte lesen über neue Heimkinoveröffentlichungen, Filmbücher, über die Filmstoffe von James M. Barrie abseits „Peter Pan“ – und ein Interview mit ChatGPT über das frühe Filmerbe. Ganz faktensicher ist die Künstliche Intelligenz nicht, erwähnt sie doch einen Film von Buster Keaton, den es nicht gibt, der aber einen charmanten fiktiven Titel hat: „Der goldene Windbeutel“; auf die Frage, wie der Vampirfilm „Nosferatu“ aussähe, hätte ihn statt Friedrich Wilhelm Murnau eine Frau inszeniert, reagiert die ChatGPT mit angestaubten Geschlechterklischees: Eine Regisseurin hätte „vielleicht eine sanftere, poetischere und zugleich melancholische Ästhetik bevorzugt“. Soso. Mit Kathryn Bigelows Vampirfilm „Near Dark“ scheint die Künstliche Intelligenz nicht vertraut zu sein.

DVD-Ausgrabung „Tragödie in einer Wohnwagenstadt“

Mathieu, der neben „35 Millimeter“ mit der Agentur Indiera Promo Konzerte organisiert hat und das jetzt unter dem Banner Artificial Impertinenz weiterführt, hat die Chefredaktion von 35 Millimeter mittlerweile abgegeben; Clemens Gerhard Williges leitet die ehrenamtliche Redaktion mit einem Dutzend Schreiberinnen und Schreibern. Mathieu kümmert sich um das Geschäftliche, um die Layout-Gestaltung („das dauert so zwei bis drei Wochen pro Heft“) – und den Eigenvertrieb: Zuhause in Dudweiler arbeitet er Einzelbestellungen und Abos ab, tütet Hefte ein und verschickt sie. „Da schleppt man mehrfach die Woche schon einige Zentner zur Post.“ Für das klassische Kino ist eben nichts zu schwer.

Kontakt und Informationen:
https://35mm-retrofilmmagazin.de

„Tod in Venedig“ und das Leben danach: Doku „The most beautiful boy in the world“

 

the most beautiful boy in the world

Björn Andresen bei den Dreharbeiten zu „Der Tod in Venedig“.     Foto: Mario Tursi / MissingFilms

Für seinen Film „Der Tod in Venedig“ suchte Regisseur Luchino Visconti das Sinnbild unschuldiger Schönheit. Er fand es beim damals 15-jährigen Björn Andresen – doch für ihn war die Erfahrung hässlich. Eine Doku erzählt Andresens Geschichte.

„Und jetzt den Oberkörper!“ Der 15-Jährige zieht den Pulli aus. Später auch die Hose, lässt sich in Badehose ausgiebig mustern. Regisseur Luchino Visconti und sein Team schauen genau hin, denn sie suchen das Abbild lupenreiner Schönheit und androgyner, unschuldiger Makellosigkeit – für die Verfilmung von Thomas Manns „Der Tod in Venedig“. Wir sehen alte Aufnahmen von 1970, aus Stockholm – einer der vielen Städte in Europa, in denen Visconti damals den Darsteller seines Tadzio sucht, jenes Knaben, dessen Schönheit der fiktive Schriftsteller Gustav von Aschenbach verfällt (im Film gespielt von Dirk Bogarde). Visconti findet seinen Tadzio: Es ist Björn Andresen, jener 15-Jährige, dem man in den Dokumentaraufnahmen ansieht, wie unangenehm ihm die Casting-Prozedur ist, nicht zuletzt das Posieren in Badehose. Warum war er überhaupt da? Und inwieweit hat der Film das Leben des Jungen beeinflusst und verfinstert?

Diese Fragen stellt der Dokumentarfilm „The most beautiful boy in the world“ – so betitelt Visconti den Jungen damals, es wird Andresens Beiname in fast jedem Zeitungsartikel, als sich „Der Tod in Venedig“ als großer Kino-Erfolg erweist. Der Film zeigt historische Aufnahmen von der glanzvollen Premiere damals in London in Anwesenheit der Queen – und im Kontrast den Andresen von heute: einen Mann Ende 60 mit weißem Haar und Zottelbart über den eingefallenen Wangen. Fast verliert er seine kleine Wohnung, weil er immer wieder vergisst, seinen Gasherd abzustellen. Was ist zwischen damals und heute geschehen?

„Rote Pillen“, um durchzuhalten

Das blättert der Film langsam auf, mit faszinierenden Archivaufnahmen (darunter Super-8-Bildern von den „Venedig“-Dreharbeiten) und in sehr persönlichen Momenten; erst einmal scheint es, als sähen die Filmemacher Kristina Lindström und Kristian Petri vor allem in der Behandlung Andresens durch Visconti und die Kulturszene den Grund eines schwierigen Lebens. Die Bilder vom Festival in Cannes, wo Andresen bei der Pressekonferenz wie ein Maskottchen mitgeschleppt wird und Visconti über ihn spricht, als sei er gar nicht anwesend, sind beklemmend. Der homosexuelle Visconti nimmt den 16-Jährigen in einen Schwulenclub mit, erzählt Andresen viele Jahre später; die Blicke der Männer hätten ihn eingeschüchtert, er habe sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, um sie auszublenden. Wo sind da Eltern? Familie? Betreuer?

 

Björn Andresen heute.     Foto: Mantaray Film

Andresen hat damals nur noch eine Großmutter, die einen „Star als Enkel haben wollte“, wie er heute sagt. Den bekommt sie. In Japan wird der Junge mit den goldenen Locken zu einem Teenie-Idol, nimmt süßliche Schlager auf, sein Antlitz wird in der Hauptfigur eines Comics verewigt. Viele Termine, Stress. Kreischende Fans – um durchzuhalten, gibt man ihm „rote Pillen“, wobei das „man“ etwas diffus bleibt. Insgesamt bleibt der Film da vage, wo man sich mehr Fakten gewünscht hätte. Was genau hat es bedeutet, dass Andresen bei Visconti einen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnet hatte? Der Film erklärt da wenig, lässt aber gerne bedrohlich klingende Musik über die Bilder fließen. Hatte Visconti da mit seinem Kurzzeit-Schützling überhaupt noch etwas zu tun?

„Enorme Naivität“

Man hätte Andresen jedenfalls das gewünscht, was man gerne ein „stabiles Umfeld“ nennt, aber er hatte es nicht, wie der Film erzählt: Wer sein Vater ist, weiß Andresen bis heute nicht, seine Mutter nimmt sich das Leben, als er elf Jahre alt ist, über sie wird fortan in der Familie nicht mehr gesprochen. Als der Trubel um „Tod in Venedig“ abebbt und weitere Filmprojekte nicht zustande kommen, verbringt Andresen ein Jahr in Paris – in einer Wohnung, die ihm ein Produzent bezahlt, ohne dass überhaupt ein Film gedreht wird. Was in der Wohnung geschieht, lässt der Film im Dunkeln, Andresen spricht zumindest von eigener „enormer Naivität“. Man kann nur spekulieren, die Filmemacher fragen nicht nach.

Fünf Jahre lang haben Kristina Lindström und Kristian Petri Andresen immer wieder getroffen, mit ihm in Stockholm, Kopenhagen, Paris, Budapest, Venedig und Tokio gefilmt – dabei auch im Gespräch mit seiner deutlich jüngeren Lebensgefährtin, die manchmal wie eine Betreuerin wirkt, mit seiner Halbschwester und mit seiner Tochter. Da offenbart sich eine Lebensgeschichte, die ganz unabhängig von den „Tod in Venedig“-Nachwirkungen voller Tragik ist – durch den Freitod der Mutter und durch den plötzlichen Kindstod seines Sohnes. Die Diagnose Andresens, der sich als Vater überfordert fühlte, Vaterschaft „beängstigend“ nennt, ist eine andere: „Zu wenig Liebe“. Das sind Szenen und Sätze, die erschüttern können, in all ihrer Ruhe: „Das Verrückte ist“, sagt Andresen, „dass man sich daran gewöhnt. Man erwartet einfach weniger vom Leben.“

Manchmal filmisch aufdringlich

Der Film entscheidet sich gegen eine klassische Doku-Bildgestaltung; bisweilen inszeniert er Andresen wie einen Schauspieler – was er ja auch ist: Während der im Film leider wenig erklärten späteren Lebensjahrzehnte hat er immer wieder Serien und Filme gedreht, zuletzt etwa in der Gruselmär „Midsomar“. In der Doku wandelt er in Zeitlupe durch die jetzt bröckelnden Korridore des Hotels in „Tod in Venedig“ und auch am Lagunenstrand entlang. Das hat filmische Kraft, hat aber auch seine aufdringlichen Momente: Muss man Szenen, in denen er als älterer Mann zum ersten Mal die Polizeiakte über den Freitod der Mutter liest, mit melancholischen Klavierklängen unterlegen, damit man als Zuschauer weiß, wie tragisch das alles ist? Wohl kaum.

Das nimmt diesem Film letztlich nicht viel von seiner berührenden Wirkung. Ausgehend von Viscontis „Tod in Venedig“ erzählt er von Vermarktung einer Person, von Familie, Verlust und einem Leben, zu dem ein Satz Andresens wohl besonders gut passt: „Ich wollte woanders sein – und jemand anderes sein.“

Hitchcock, der große Selbst-Inszenierer: „Er hat jedes Spielchen gerne mitgespielt“.

Hitchcock wurde nicht nur zur Marke, sondern zur Briefmarke.  Foto: USPS

 

Alfred Hitchcock (1899-1980) war nicht nur ein Großmeister der Spannung mit Filmen wie „Psycho“, „Der unsichtbare Dritte“, „Die Vögel“ und „Das Fenster zum Hof“. Sondern auch ein begnadeter Selbstdarsteller, der sich zur Marke machte. Eine exzellente Luxemburger Ausstellung widmet sich Hitchcocks Eigen-Inszenierung – wir haben mit dem Kurator und Sammler Paul Lesch gesprochen, zugleich Leiter des „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA) in Luxemburg.

 

Herr Lesch, Ihre Ausstellung „Hitchcock. The Brand“ zeichnet nach, wie Alfred Hitchcock sich selbst zu einer wiedererkennbaren Marke gemacht hat. Wann hat er damit begonnen?

LESCH Das war schon Ende der 1920er seine Strategie. Er wusste, dass er für die Freiheit, die Filme zu machen, die er machen will, vom großen Publikum wahrgenommen werden muss. So hat er sich früh um sein eigenes Marketing gekümmert. In den 1930ern hieß es schon „ein Film von Alfred Hitchcock“ und nicht nur „Regie von Alfred Hitchcock“. Als er nach Hollywood ging, hat er das verstärkt: Da gab es Fotos von ihm auf Anzeigen und Filmplakaten, was es bei keinem anderen Filmemacher gab. Zu dieser Strategie gehören auch seine Kurzauftritte in den eigenen Filmen, immerhin 37 Mal bei 55 Filmen. Das ist ein Spiel mit dem Zuschauer, der Hitchcock suchen muss, und ein glänzender Marketingtrick.

Welche Rolle spielt seine TV-Serie „Alfred Hitchcock presents“, die von 1955-1965 lief?

LESCH Eine sehr große. Er trat vor und nach jeder Episode auf und festigte damit sein Image: das eines jovialen, aber makabren Zeitgenossen, mit einem schwarzen Humor, der auch heute noch funktioniert.

Mitte der 50er Jahre waren Fernsehen und Kino große Rivalen – ungewöhnlich, dass ein Kino-Regisseur sich auch im „kleinen Medium“ Fernsehen gezeigt hat.

LESCH Er war da durchaus ein Vorreiter, er hat die Bedeutung des Fernsehens erkannt. Kollegen haben das Medium lange gemieden, weil sie es als nicht als standesgemäß empfunden haben. Hitchcock hat außerdem viel Presse für sich gemacht, für Interviews auch kleinerer Zeitungen hat er sich immer viel Zeit genommen, weil er wusste, wie wichtig gute Presse ist. Er hat jedes Spielchen gerne mitgespielt.

 

 

Sammler, Kurator und Hitchcock-Kenner Paul Lesch (links) und Regisseur Terry Gilliam („Brazil“, „Twelve Monkeys“) in der Luxemburger Ausstellung. Gilliam war beim Luxemburg City Film Fest dabei. Foto: Lesch

Hitchcocks Garderobe bei der Arbeit war sehr klassisch, stets mit dunklem Anzug und Krawatte. War das auch Teil seines Images?

LESCH Nicht nur. Er war wirklich der Meinung, dass dieses klassische Auftreten dazugehört – das hat er auch von seinen Mitarbeitern verlangt. Ich besitze zwar ein paar Fotos von ihm im kurzärmeligen Hemd, aber die sind selten – etwa, wenn er in Marokko drehte, da ging es bei der Hitze eben nicht anders. Diesen Totengräber-Look mochte er einfach.

In seinen Erinnerungen schreibt Regisseur William Friedkin („Der Exorzist“), dass Hitchcock ihn, damals ein Nachwuchsregisseur, im Studio wegen einer fehlenden Krawatte zurechtgewiesen haben soll.

LESCH Ja, das hab ich auch gelesen. Diese jungen Wilden, das New Hollywood der 1970er, das war nicht seine Generation – auch wenn er sich schon dafür interessiert hat, was die gemacht haben. Zugleich war er selber ja immer sehr experimentierfreudig – unter anderem drehte er einen Film wie „Lifeboat“, der nur in einem Rettungsboot spielt, dann „Rope“ ohne erkennbare Schnitt. Etwas ganz Neues war auch, dass der ab den 1950ern in den Trailern seiner Filme aufgetreten ist. Im Trailer zu „Psycho“ sieht man keine einzige Szene aus dem Film, sondern Hitchcock macht eine kleine Führung durch die Kulissen. Sehr originell.

 

Hitchcock als Albumcover – später zitiert von Eminem. Foto. London Records

 

Ihre Ausstellung zeigt auch, wie sein öffentliches Bild nach seinem Tod ein Teil der populären Kultur blieb.

LESCH Ja, in der Kunst, in der Werbung etwa und in der Mode: Alexander McQueen hat zwei Kollektionen, die von Hitchcocks Stil beeinflusst sind. Eminem lehnte das Cover seines Album „Music to be murdered by“ an Hitchcock-Optik an. Sehr witzig. Auch andere Künstler, Romane, Comics beziehen sich auf ihn, Hellmuth Karasek hat ein Theaterstück über ihn geschrieben. In einer aktuellen Karikatur des „New Yorker“ bedankt sich Hitchcock beim abgewählten Präsidenten Trump für „wirklich erschreckende Jahre“.  Man kennt ihn und seine Rolle als Meister der Spannung heute noch.

Zu Lebzeiten hat er ja auch seinen Namen und sein Gesicht vermarktet, auch in Deutschland etwa bei Büchern wie den „Drei Fragezeichen“. Leicht verdientes Geld?

LESCH Ja. Er wusste, wie man Geld verdient, er hat ja auch gut gelebt – sein Haus in Bel Air war äußerlich nicht spektakulär, aber er hatte einen exzellenten Weinkeller, er hat sich teures Essen aus Europa oder von der Ostküste kommen lassen. Er ist sehr viel gereist mit seiner Frau Alma, die auch bei seiner Arbeit eine zentrale Rolle gespielt hat. Bei den Reisen hatte er Auftritte, um sich bekannt zu machen – ich habe Zeitschriften aus der ganzen Welt dazu, russische, chinesische, türkische. Es gibt mehrere hundert Bücher über ihn, darunter ein Dutzend auf Farsi, die im Iran herauskamen. Außer über Chaplin und Disney sind wohl über keinen Filmemacher so viele Bücher erschienen.

 

Ein Blick in die Ausstellung. Foto: Mike Zenari

Welche Rolle spielt da das legendäre Buch „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht“, in dem er im Gespräch mit dem französischen Kollegen François Truffaut seine Filme sehr detailliert erklärt.

LESCH Das Buch hatte eine enorme Wirkung, erst in Frankreich, dann international. Aber man streitet bis heute, ob Hitchcock nicht auch vor Erscheinen dieses Buchs schon als wichtiger Regisseur akzeptiert war. Bevor damalige Kritiker wie Truffaut, Claude Chabrol und Eric Rohmer ihn als „auteur“ bezeichnet haben, hatte er ja schon demonstriert, dass er mehr war als ein brillanter Techniker.

Woher kommt Ihre Faszination für Hitchcock?

LESCH Ende der 1970er, da war ich um die 13, habe ich angefangen, mich mit Kino zu beschäftigen. Damals liefen Hitchcock-Filme im französischen und im deutschen Fernsehen, ich las das Truffaut-Buch – und da wurde mir bewusst, wie Filme gemacht werden, wie viele Entscheidungen ein Regisseur treffen muss – mit Hitchcock hat meine „Cinéphilie“ angefangen. Ich bin dann oft nach Paris gefahren, in viele schöne Filmbuchläden, habe Fotos gekauft, Plakate, Bücher. Mittlerweile habe ich um die 400 Bücher über Hitchcock in meiner Bibliothek.

Haben Sie ein besonderes Schmuckstück in der Sammlung?

LESCH Sehr viel bedeutet mir ein Autogramm. In der Zeitschrift „Hörzu“ standen damals in den 70ern Autogrammadressen – auch die von Hitchcock. Ich schrieb sie an, Wochen später bekam ich Luftpost – es war Hitchcocks Autogramm. Da war ich sehr stolz als Jugendlicher. So gesehen ist diese Ausstellung auch eine Rückkehr in meine Jugend. Ich erinnere mich an die Reisen nach Paris, nach London, ich weiß noch, welche Bücher ich wo gekauft habe. Das alles zusammen ausgestellt zu sehen, ist schon eine Freude.

 

Plakat zu einem der großen Klassiker. Foto: Universal

 

Wissen Sie, wie viele Stücke Sie in der Sammlung haben?

LESCH Wenn man alles zusammennimmt, auch Fotos und etwa Streichholzschachteln mit dem Gesicht von Hitchcock, kann ich es nicht mehr zählen.

Wo bewahren sie das alles auf?

LESCH Das ist immer ein Problem – vor allem in meiner Wohnung, auch im CNA. Nach der Ausstellung kommen viele Fotos, die vorher nicht gerahmt waren, gerahmt zu mir zurück. Dann wird es noch enger. Dieses Problem werde ich irgendwie lösen müssen.

Wie sehen Sie Hitchcocks Karriere? Der Konsens ist ja, dass ihm Mitte der 1960er dann doch die Luft ausging, mit schwächeren Filmen wie „Topaz“ und „Der zerrissene Vorhang“.

LESCH „Topaz“ ist keiner meiner Lieblingsfilme, ich bin auch kein Fan von „Marnie“, einem Film, der aber gerade wiederentdeckt wird. „Der zerrissene Vorhang“ ist auch kein guter Film, er hat aber einige gute Szenen – nicht zuletzt den Mord an Wolfgang Kieling. Aber mit seinem vorletzten Film „Frenzy“ hatte Hitchcock dann eine Revanche, es ist einer seiner besten Filme und, wie Peter Bogdanovich es formulierte, der „Film eines jungen Mannes“ – auch wenn Hitchcock damals schon 73 Jahre alt war. Sein letzter Film „Familiengrab“ war dann der erste Film, den ich bei der Erstaufführung im Kino gesehen habe.

Ist heute ein Filmemacher eine eigene Marke in der Art wie Hitchcock?

LESCH Quentin Tarantino – man schaut sich ja einfach „den neuen Tarantino“ an, egal um was es geht, egal wer mitspielt. Auch Tarantino geht sehr clever mit der Presse um, da gibt es schon Parallelen, weniger Filmische, aber was das Eigen-Marketing angeht.

Und Wes Anderson, der ja ein typisches „Wes-Anderson-Image“ kultiviert?

LESCH Er hat sich auch ein bestimmtes Image erschaffen, allerdings arbeitet er für ein ganz bestimmtes, aber auch begrenztes Publikum – Hitchcock hatte immer das große Publikum im Blick.

Hitchcock. The Brand. Bis 10. April, Cercle Cité. Geöffnet täglich von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Termin: Am 30. März, 18.30 Uhr, spricht Paul Lesch (in Französisch) im Auditorium Cité über Hitchcocks kunstvolle Selbstinszenierung.
Infos: www.cerclecite.lu

Interview: Wie geht es weiter mit James Bond?

 

Vorsicht, Spoiler-Alarm! Wer sich den jüngsten Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ noch anschauen will und nicht weiß, wie er endet, sollte jetzt nicht weiterlesen. Über die Überraschungen des Films, den Mythos 007 und dessen ungewisse Zukunft haben wir mit einem Bond-Kenner gesprochen: Joachim Frenk, Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Uni Saarbrücken.

 

Wie überrascht waren Sie von „Keine Zeit zu sterben?“ Immerhin, drei Monate nach Filmstart darf man es ja verraten, wird Bond Vater – und stirbt im Finale.

FRENK Ich war sehr überrascht. Produktionsfirma und Verleih haben  eine exzellente Geheimhaltung betrieben, was bei einem Film über einen Geheimagenten ja eine gewisse Ironie besitzt. Mit Blick auf die vor der Premiere verbreiteten Informationen durfte man einen konventionellen Film vermuten: Bond muss aus dem Ruhestand heraus einen Wissenschaftler einfangen, der eine gefährliche Waffe konstruiert hat. Normale Bond-Kost also, auf Sicherheit gespielt. Dass die Figur Bond in diesem Film stirbt, ist eine Sensation. Denn es ist ein integraler Bestandteil der Bond-Formel, dass Bond immer überlebt, egal wie lächerlich gefährlich das alles ist und wie unwahrscheinlich, dass er lebend herauskommt. Diese Grundbedingung des Bond-Universums wird diesmal aufgegeben.

 

Professor Joachim Frenk.   Foto: Universität Saarbrücken/dpa

Hat Ihnen das gefallen?

FRENK Dramaturgisch ist das sauber geschrieben und von der Handlung her motiviert: Infiziert mit Nanobots weiß Bond, dass er seine Frau und sein Kind nie wird berühren können, weil er ihnen damit den Tod bringen würde. Dann stirbt er lieber. Das ist wie alles bei Bond – völlig verrückt und gleichzeitig in sich schlüssig. Erstaunlich ist auch diese Parallelisierung: Ein Darsteller gibt seine Rolle ab – es ist Daniel Craigs letzter Bond-Film – und damit stirbt gleichzeitig die Figur.

 

Ein Londoner Drehort aus „Im Geheimdienst ihrer  Majestät“

 

Das macht es dem nächsten Film und dem nächsten Darsteller nicht leicht. Wie kann Bond aus dieser dramaturgischen Sackgasse wieder herauskommen?

FRENK Es gibt viele Möglichkeiten, die auch bereits eifrig öffentlich diskutiert werden: Man präsentiert etwa frisch und fröhlich im nächsten Film einfach den nächsten Darsteller – nach dem Motto „Was kümmert uns der Plot des letzten Films?“. Oder wir bekommen jede Menge Prequels, die in der Vergangenheit vor Bonds Tod spielen. Oder der erzmaskuline Bond wird aufgelöst, und eine Frau spielt zwar nicht die Figur Bond, aber eine Agentin mit der Nummer 007, wie es „Keine Zeit zu sterben“ ja schon geschehen ist.

Da dürften viele Bond-Fans aus dem erzkonservativen Lager entsetzt sein. Deren Reaktionen bei Diskussionen in Internet-Foren über mögliche nicht-weiße oder nicht-männliche Bond-Darsteller sind oft ja schon hysterisch.

FRENK Denen müsste aber auch klar sein, dass die klassische Bond-Formel kaum noch ins 21. Jahrhundert passt, vor allem beim frühen Connery-Bond mit seinen sexistischen Sprüchen, der Schlüpfrigkeit und dem Verschleiß an Frauen. Die sind da hübsches Beiwerk, während der Mann sich durch die Welt ballert. Das wirkt heute alles fragwürdig und aus der Zeit gefallen. Es ist offensichtlich, welchen Spannungen die Bond-Formel heute ausgesetzt ist – einerseits gibt es den Markenkern eines Agenten, der seine Männlichkeit bestätigen und ausstellen muss, mit Gewalt und sexuellen Eroberungen. Andererseits passt das so nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Wie geht man damit um? Kann man die Figur mit Ironie und Augenzwinkern einigermaßen retten? Oder mit moderaten Veränderungen? Wofür steht ein globales Publikum noch zur Verfügung?

Wie geht „Keine Zeit zu sterben“ da vor?

FRENK Der Film macht einige Anstalten, Bond im Blick auf das Thema Gender ins 21. Jahrhundert zu bringen. Bond verschleißt keine Frauen mehr, sondern ist ein unglücklich Liebender, sogar quasi ein treuer Ehemann und Vater. Und die attraktiven Damen, die ihm begegnen, haben ihren eigenen Kopf. Da überlappen sich Darsteller und Rolle, da Daniel Craig in diesen Dingen als bewusster Zeitgenosse gilt. All das sind Korrekturen, um die potenziell peinlichsten Bond-Momente zu entschärfen, so dass das Geschäft nicht aufgegeben werden muss. Die Filme haben ja Milliarden Dollar eingespielt. Solange Bond noch so ein Geschäft ist, wird man dabei bleiben und die Figur retten und modifizieren – nicht zwingend, weil man die Welt besser machen oder etwas Substanzielles über Geschlechterrollen sagen will, sondern weil man Geld verdienen möchte.

Amazon hat für acht Milliarden Dollar das Film-Studio MGM gekauft, dem die Teilrechte an den Bond-Verfilmungen gehört – was bedeutet das für 007? Eventuell Streaming-Serien bei Amazon Prime neben den regelmäßigen Filmen, die ja nur alle paar Jahre im Kino laufen?

FRENK Das wäre durchaus eine Möglichkeit. Wir haben ja auch eine „Herr der Ringe“-Streaming-Serie, obwohl es schon zwei Kino-Trilogien gibt. Erfolgreiche Kino-Reihen werden auf ihre Serien-Tauglichkeit hin abgeklopft. Die großen Player wie Amazon oder Netflix haben die Mittel, extrem aufwendige Serien zu produzieren, da sind enorme Summen im Spiel. Der verfilmte Bond hat übrigens im Fernsehen angefangen – 1954 mit einer Live-Adaption des Romans „Casino Royale“.

 

Daniel Craig und Regisseur Cary Joji Fukunaga bei den Dreharbeiten. Foto: Nicola Dove/DANJAQ/MGM

Wie ist Ihre Bilanz der Craig-Ära? Zuletzt gab es eine Über-Psychologisierung, und der in der Bond-Welt seit langem etablierte Bösewicht Blofeld wurde zu Bonds bösem Stiefbruder. Hat man sich da etwas verhoben?

FRENK Wenn man einen Bondfilm schaut, muss man bereit sein, alles Mögliche zu akzeptieren. Die Craig-Bonds haben sich wahnsinnig ernst genommen. Das Episodische ist verloren gegangen, alles musste einen großen Erzählbogen haben. Bei früheren Bonds ist immer ein Bösewicht vom Himmel gefallen, Bond musste die Welt retten und tat das im nächsten Film wieder. Dieses Episodische wurde bei Craig aufgegeben, es musste ein Überbau her, alles musste mit Bonds persönlicher Geschichte zusammenhängen. Das bedingt eine Ernsthaftigkeit, die bisher kaum Teil der Bondformel war. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum man diesen Bond jetzt sterben lässt – weil er so beladen ist mit Narrativ und im Grunde auserzählt. Blofeld ist tot, Bond ist am Ende seiner Selbstfindung – da ist es logisch, dass er stirbt. Vielleicht kehrt man jetzt wieder zurück zu einem episodischen Bond, ob nun im Kino oder in einer Amazon-Prime-Superproduktion. Wieder mit Tuxedo, Wodka-Martini schlürfend, die Welt rettend – wer weiß? In jedem Fall ist genug Produktionsbudget für alle Optionen vorhanden.

Die Figur Bond ist also unsterblich, ob er nun stirbt oder nicht?

FRENK Bond könnte recht schnell sterben. Was er nicht überleben würde, wäre eine Reihe von Misserfolgen. Wenn jetzt zwei, drei großproduzierte Filme oder eine Serie schief gingen, könnte recht schnell der Vorhang fallen. Wenn der Profit ausbleibt, wird das nicht lange toleriert.

Wie ist der Blick von „Keine Zeit zu sterben“ auf die Rolle Englands in der Welt? Wieder einmal rettet ein einzelner Brite die ganze Welt.

FRENK Bond war schon in den 1950ern ein Trostpflaster für eine Nation, die ihre Weltmachtrolle eingebüßt hat. Spätestens seit 1956 war klar, dass die Briten hinter den USA und der Sowjetunion bestenfalls noch eine leise zweite Geige spielten. So eine Figur wie Bond, der als Engländer beziehungsweise als Brite stets die Welt rettet, konnte darüber ein wenig hinwegtäuschen. Diese Tröstungsrolle wird vielleicht weiterhin willkommen sein, weil England durch den Brexit international viel Kredit verspielt hat.

Wenn man sich wie Sie die Bond-Filme als Wissenschaftler anschaut – sind dann die weniger geglückten Filme durch ihre Macken manchmal interessanter als die geglückten?

FRENK Das macht keinen Unterschied. Jedenfalls sind weniger gelungene Bondfilme nicht weniger interessant für die Analyse. Ich finde zum Beispiel, dass „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ von 1969, der heute viel Ansehen genießt und in „Keine Zeit zu sterben“ viel zitiert wird, kein starker Bond-Film ist. Aber er ist interessant, weil er sich getraut hat, gegen die klassische Formel anzugehen – mit Diana Rigg als liebende Ehefrau, die in Bonds Armen stirbt.

Haben Sie besondere Vorlieben in der Bond-Reihe?

FRENK Ich habe schon meine Favoriten, aber gar nicht mal einen Darsteller – sondern einfach Darsteller in bestimmten Filmen. Und auch mein Geschmack ändert sich. Im Moment würde ich sagen, dass Pierce Brosnans Filme mir gut gefallen haben – Brosnan ist in der Kritik manchmal nicht gut weggekommen. Ich finde auch diese These, dass an Connery als Ur-Bond niemand mehr herangekommen ist, falsch. Vergleicht man die alten Filme mit den Craig-Bonds, was Kamera, Effekte und Schauspiel angeht, liegen Welten dazwischen – das liegt einfach an der Entwicklung des Filmgeschäfts. „Dr. No“ von 1962 kann in keiner Weise mithalten mit „Keine Zeit zu sterben“  – das ist wie ein Moped und ein Ferrari. Das heißt nicht, dass die älteren Filme in sich schlechter sind. Sie sind allerdings unterschiedlich gut gealtert.

Haben Sie einen Favoriten, was den nächsten Darsteller angeht – oder die nächste Darstellerin?

FRENK Da bin ich ganz entspannt. Ich würde mir auch eine Jane Bond gerne anschauen, könnte mir aber vorstellen, dass es die Reihe nicht übersteht, wenn Zeitgeist und Bond-Formel zu weit auseinanderdriften. Ich sähe lieber eine Jane Bond im 21. Jahrhundert als einen Rückfall in die Connery-Ära, nur um die Formel zu retten. Wir brauchen jedenfalls keinen Retro-Bond in 1960er-Manier. James Bond sollte auch ohne Steinzeit-Chauvinismus und westlichen Zentrismus machbar sein.

Belmondos Autobiografie: „Diese 1000 Leben sind zu schnell vergangen“

 
Jean-Paul Belmondo, eine Legende des französischen Films, ist jetzt auch schon 85 Jahre alt. In einem munteren Buch blickt er zurück auf ein Leben, in dem er vor allem seinen Spaß haben wollte. Geglückt ist ihm das nicht immer.

 

„Diese 1000 Leben sind zu schnell vergangen, viel zu schnell“. Wehmütig beginnt Jean-Paul Belmondo seinen Erinnerungsband, und man muss ihm beipflichten. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen er, als europäischer Action-Star, auf dem Dach von Pariser U-Bahnen über Seine-Brücken ratterte (in „Angst über der Stadt“) oder an einem Helikopter hängend über Venedig gondelte, in gepunkteten Unterhosen (in „Der Puppenspieler“). Und noch viel länger her ist die Zeit, als Belmondo, mit Kippe zwischen den Lippen, in „Außer Atem“ von Jean-Luc Godard im gallischen Kino einen ganz neuen Anti-Helden erschuf (und seine eigene Legende gleich mit): lässig, lakonisch und vom  Leben desillusioniert.

85 ist er nun, ledern braungebrannt, von einem Schlaganfall vor 17 Jahren gezeichnet, und  schaut zurück. Ein munter plaudernder  Band ist das, flott und anekdotenprall, wobei sich Belmondos Lebenseinstellung eindampfen lässt auf eine Kernaussage: Er wollte vor allem seinen Spaß haben und das Leben nicht zu ernst nehmen. Das hätten auch alle verstanden, bis auf die nörgelnden Kritikerschnösel.

Mit großer Zuneigung erzählt er von seinen Eltern und dem Wissen, „dass ich in eine intakte Familie ohne Geldsorgen geboren wurde, in der man sich gegenseitig liebte“. In der Besatzungszeit träumt der junge Jean-Paul davon, einen abgeschossenen US-Piloten lebend zu finden, zu verstecken und dafür bei Kriegsende einen Orden  an die Brust geheftet zu bekommen. Piloten sieht er, allerdings tote – der Pfarrer von Clairefontaine nimmt ihn mit in den Wald, um Abgeschossene zu bergen und zu begraben. „Wenn man noch ein Kind ist, ist der Tod weit weg“, schreibt Belmondo zwar, aber diese Erinnerungen haben sich eingebrannt.

Sauerkraut und Altherren-Duktus

Während der Vater rund um die Uhr bildhauert, nimmt die Mutter den Sohn in nahezu jedes Pariser Kino und Theater mit. Das Interesse des jungen Belmondost geweckt, der Berufswunsch klar – aber der Karrierepfad steinig. An der Schauspielschule kommt er erst beim dritten Versuch an, und ein Lehrer kränkt ihn zeitlebens mit einem harschen Satz, den man küchenpsychologisch als Triebfeder sehen könnte für Belmondo Karriere und Leben: Zu hässlich sei er für Liebhaberrollen, zu unbegabt für wirklichen Erfolg. So kann man sich irren.

Als unentdeckter Schauspieler in Paris erlebt er „die besten Jahre meines Lebens“, wie er schreibt, er frönt seiner Liebe zu Streichen, mischt etwa ein elitäres Edellokal auf, in dem er einen epileptischen Anfall vortäuscht und Tische umwirft, auf dass Sauerkraut auf die „Dauerwellen der alten Schachteln“ herniederregnet. Das  muss man nicht zwingend lustig finden, auch nicht seinen Hang zu manchmal chauvinistischem Altherren-Duktus, wenn er sich an alte Liebschaften erinnert: „Es stimmte schon, dass Mädchen mit 16 Jahren selten noch Jungfrauen waren, aber sie gaben dank ihrer Erfahrung die besten Ehefrauen ab.“ Mon dieu.

Algerienkrieg

Im Algerienkrieg wird er verwundet und erreicht seine Ausmusterung, so erzählt er es, durch die Einnahme von Amphetaminen, die seinen Körper ausgemergelt wirken lassen (ein Tipp des Kollegen Jean-Louis Trintignant), und durch betont abstruse Antworten bei einer Befragung. Zurück in Paris stagniert die Karriere wie gehabt, und Belmondo, nie „ungestümer und ehrgeiziger als in jenem Sommer 1955“, geht nach Rom. Im „Cinecittà“-Studio gibt es immer etwas zu tun, heißt es. Doch Belmondo findet das Studio nicht und reist ohne Geld  in einem Viehwagon zurück.

Immerhin: Die Theaterrollen werden größer, auch Filmrollen gibt es mittlerweile, durch die er sich manchmal noch mit großer Bühnengeste spielt. Einen Rat des Filmregisseurs Marc Allégret nimmt sich Belmondo zu Herzen: „Ein bisschen leiser, bitte.“ Kollege Jean Marais ist übrigens sehr angetan vom jungen Bébel: „Solltest Du zufällig einmal schwul werden, melde Dich.“

Godard, der Trauerkloß  mit Sonnenbrille

Diese Erinnerungen sind überwiegend heiter bis sonnig, lesen sich flott – und doch kann man als Belmondo-Anhänger ein wenig ungeduldig werden beim Warten auf die Schilderung von Bébels größter Zeit. Aber auf Seite 155 begegnen wir schließlich Regisseur Jean-Luc Godard, den Belmondo erstmal gar nicht mag: ein Trauerkloß  mit Sonnenbrille (auch in dunklen Räumen), das Gegenteil Belmondo. Doch gemeinsam schreiben sie Filmgeschichte, drehen „Außer Atem“ ohne Studiokulissen und ohne Drehbuch im strengen Sinn. „Ich hatte völlige Freiheit“, schreibt Belmondo, „es war schon fast beunruhigend.“ Der Film ist eine Sensation, Belmondo ist der Star eines jungen, frischen  Kinos – doch die  unkommerzielle Kunst der Intellektuellen allein ist ihm dann doch zu trocken: Die Dreharbeiten zum Film „Moderato Cantabile“, inszeniert von Peter Brook und nach einer Vorlage von Marguerite Duras, sind für ihn die quälendsten seiner ganzen Karriere. Solch „affiger Intellektualismus“ ist nichts für ihn. Viel mehr Spaß hat er da am Spontanen und Komödiantischen: ob im herrlichen Jux „Abenteuer in Rio“ oder in bunten Helden-Persiflagen wie „Ein irrer Typ“.

Belmondo, der Action-Star

In den 1970ern dominiert Belmondo das französische kommerzielle Kino, er wird seine eigene Marke mit Filmen, die ganz auf ihn zugeschnitten sind, oft Krimis. „Der Greifer“, „Der Profi“, „Der Außenseiter“, „Der Windhund“. Der Star liebt die Gagen, die Arbeit, die Stunts in luftiger Höhe, die Späße: Gerne räumt er Hotelzimmer der Kollegen aus, indem er alles aus dem Fenster wirft, schwere Möbel vielleicht ausgenommen. Eine Alternative: Mehl in die Hotel-Klimaanlage stäuben. Oder das Herumwerfen von Couscous bei einer Filmpremiere. Ein bisschen albern wirkt das, aber Belmondo will eben, das erklärt er immer wieder gerne, ewig Kind bleiben, das „spielt und Grenzen überschreitet“. Aber man fragt sich manchmal schon, wer in den Hotels hinter ihm aufgeräumt hat.

Delon, der ewige Rivale

Ein Belmondo-Buch wäre ohne Alain Delon nicht komplett, dem anderen Mythos des gallischen Kinos der 60er und 70er. „Wie Tag und Nacht“ beschreibt  Belmondo ihren Kontrast. 1969 drehen sie gemeinsam den Gangsterfilm „Borsalino“ in Marseille; die Kinos sind gut gefüllt, die Rivalitätsfreundschaft aber schnell wieder abgekühlt – Belmondo fühlt sich durch die doppelte Nennung von Delon im Vorspann (als Darsteller und als Produzent) deklassiert. Ganze 27 Jahre später arbeiten sie wieder zusammen: Die Actionkomödie „Alle meine Väter“ wird aber nur ein mäßiger Erfolg, der ganz große Starglanz der beiden ist dahin. Es ist der Lauf der Welt.

„Der Kummer vergeht nie“

Er wendet sich wieder stärker der Bühne zu, 1991 hatte er das Théatre des Varietés in Paris gekauft, „es war das Beste, was ich mit meinem Geld je machen konnte“. Ein wunderbarer Karriereherbst für  Belmondo beginnt, doch ein Schicksalsschlag verändert alles: Seine Tochter Patricia stirbt bei einem Brand. „Der Kummer vergeht nie“, schreibt er, „er begleitet einen für immer.“ Die intensive Arbeit am Theater hilft ihm, „wenigstens ab und zu schlafen zu können“. Seinen Schlaganfall von 2001 erwähnt  Belmondo nur kurz, als wolle er ihm nicht zu viel Ehre antun. Jetzt, mit 85, fasst er sein Leben so zusammen: „Es war trotz aller Dramen und grausamer Tode, die einer Amputation gleichkamen, leicht und leuchtend.“

Jean-Paul Belmondo: Meine tausend Leben.
Heyne, 320 Seiten, 22 Euro.

Leben im Schatten von „Star Wars“ – die Doku „Elstree 1976“

Star Wars Elstree 1976 Krieg der Sterne Stormtrooper

Die klassische Stormtrooper-Montur. Fotos: Busch Media

 

Die Welt ist eben ungerecht. „Mein Gesicht war immerhin im Film zu sehen“, wundert sich Schauspieler Angus MacInnes, „aber er hingegen hatte doch einen Eimer über dem Kopf.“ Warum also ist Jeremy Bulloch, der in „Star Wars“ den maskierten Kopfgeldjäger Boba Fett spielte und nie sein Gesicht zeigte, bei den lukrativen Fan-Conventions beliebter als MacInnes, der immerhin einen todesmutigen Piloten auf der Seite der Guten spielte?
MacInnes versteht es nicht, hat es aber wohl akzeptiert. Das ist das Thema der Doku „Elstree 1976“ (benannt nach dem Studio nahe London, wo der Film enstand): Wie gehen die Kleinstdarsteller und Statisten damit um, zwar Teil des Phänomens „Star Wars“ zu sein, aber dennoch nur, wenn überhaupt, ein kleines Licht am Kinofirmament?

 Kein nostalgieseliger Fan-Film

Wer bei „Elstree 1976“ auf Anekdoten hofft, wie es damals so war mit Harrison Ford oder Alec Guinness, der wird  enttäuscht sein: Dies ist kein nostalgieseliger „Star Wars“-Fan-Film. Zwar gibt es Erinnerungen etwa an die bizarre Schauspielerführung seitens Regisseur George Lucas, der zu einem Darsteller sagt, er solle einen Außerirdischen einfach so spielen, wie die im Kino halt so gespielt werden. Vielmehr geht es Regisseur Jon Spira um wendungsreiche Biografien, um enttäuschte Lebensträume, mal um spätes Glück, mal um konstantes Pech. Entsprechend bittersüß und melancholisch ist dieser Film, der bei uns jetzt auf DVD erscheint.

 

Star Wars Elstree 1976 Krieg der Sterne Stormtrooper

Von Lucasfilm und Disney verstoßen

Da ist etwa Darsteller Paul Blake, der einst in giftgrüner Gummimaske einen Außerirdischen namens Greedo spielte, den Harrison Ford umgehend erschoss. „Macbeth“ habe er am Theater gespielt, aber auf seinem Grabstein werde wohl „Hier liegt Greedo“ stehen, vermutet Blake und sagt, das wäre ja auch wundervoll; nur glaubt man ihm das nicht so ganz. Darsteller/Musiker Laurie Goode nimmt für sich in Anspruch, jener „Star Wars“-Soldat gewesen zu sein, der in einer Szene versehentlich mit dem Kopf gegen eine Schleuse läuft. Er erzählt von jahrelanger Valium-Abhängigkeit und davon, dass er ein großes, ein ganz großes Buch/Drehbuch in der Schublade hat. Er kann einem leid tun. (Autogramme kann man bei ihm übrigens für 15 Pfund bestellen). Der bekannteste Darsteller in der Doku ist David Prowse, der dem bösen Darth Vader zumindest die Statur lieh, aber nicht die Stimme – er wurde synchronisiert. Prowse hat sich öffentlich über mangelnde Gewinnbeteiligung beklagt – heute ist er beim „Star Wars“-Rechte­inhaber Disney persona non grata.

„Das sind doch nur Kleiderständer“

Bei den Fan-Conventions kommen sie alle zusammen, geben gegen Honorar Autogramme, manche verdienen hier gutes Geld: Sie habe nun zum ersten Mal ein eigenes Haus, sagt eine Kleindarstellerin, die kurz in einer „Star Wars“-Kantinenszene auftrat; ein anderer Statist erträgt die Conventions nicht lange. Zu absurd sei  es, angehimmelt zu werden für die Arbeit eines einzigen Drehtages vor 41 Jahren. Auch gebe es hier eine schmerzhafte Hierarchie zwischen den Darstellern mit einem Satz Dialog und denen ganz ohne. So sagt selbst Prowse, der Vermummte und Nachsynchronisierte, über die dialoglosen Kollegen: „Das sind doch nur Kleiderständer“, als wäre es eine andere Kaste.

Entwaffnend pragmatisch sieht es Jeremy Bulloch alias Boba Fett, der ohne Helm ein wenig aussieht wie Loriot. Der 72-Jährige nimmt immer mindestens 25 Buntstifte für das Signieren von Fotos mit und nennt das Ganze einen „einvernehmlichen Austausch von Gefälligkeiten“. Es scheint, dass ihn die Zuneigung bei den Conventions stählt für den Alltag eines alternden Schauspielers. Er tritt ansonsten in Werbespots auf.

„Elstree 1976“ ist auf DVD/Blu-ray bei Busch Media Group erschienen.
Bonus: längere Interview-Passagen und ein Rundgang durch eine Elstree-Halle- Leider wurde der Audiokommentar des Regisseurs von der britischen DVD nicht übernommen.

 

Star Wars Elstree 1976 Krieg der Sterne Stormtrooper

 

https://www.facebook.com/elstree1976/

Die Doku „Dark Glamour“ über die Geschichte von Hammer Films

Hammer Films Dark Glamour Christopher Lee Peter Cushing

Christopher Lee 1957 in „Frankensteins Fluch“. Foto: Hammer Films

 

 

Vampirzähne in Nahaufnahme, wogende Busen in engen Korsetten – und Blut, das so rot leuchtet wie frisch gekochte Erdbeermarmelade. Das waren die Insignien der britischen Produktionsfirma Hammer, die vor allem in den 1950ern und -60ern eine Marke für sich waren: Mit ihren Schauermärchen, so liebevoll ausgestattet wie mit drastischen Effekten garniert, waren sie eine Zeitlang ein großer Fisch im filmischen Karpfenteich, amerikanische Verleihe nahmen die Hammer-Filme nur zu gern in ihr Programm.

Die schön betitelte Dokumentation „Dark Glamour“ von Jerome Korkikian zeichnet die Geschichte der Firma nun nach: flott montiert, bunt mit Filmausschnitten illustriert und mit interessanten Gesprächspartnern (wenn auch mit meist sehr kurzen Statements).  Mit der Krönung von Elisabeth II. 1953 beginnt es, die britische Nation sitzt kollektiv vor dem Fernseher, der sich als neues Massenmedium durchzusetzen beginnt. Die Kinos, Studios und Produktionsfirmen schauen in die Röhre. Unter ihnen eine kleine Firma namens Hammer, die sich seit den 30er Jahren auf dem Markt behauptet. Doch die Geschäfte laufen immer schlechter, und so setzt die Firma ihre letzte Hoffnung 1955 auf einen kleinen Gruselfilm in Schwarzweiß: „Schock“ („The Quatermass Experiment“), der von einem Astronauten erzählt, der aus dem All zurückkehrt und sich zu etwas verwandelt, das man durchaus als „shocking“ bezeichnen kann.

Cushing und Lee bringen Klasse und Würde

Der Film füllt mehr oder weniger überraschend die Kinos, Hammer gibt sich ganz dem Grusel hin und holt klassische Figuren des „Gothic Horror“ aus der Gruft:  Dracula und seinen Gegenspieler Van Helsing, außerdem den chirurgisch hochbegabten, wenn auch ethisch unterentwickelten Baron Frankenstein und die Kreatur, die er aus Leichenteilen zusammenschraubt und -näht. Diese Paare werden gespielt von Peter Cushing und Christopher Lee, den prägenden Darstellern Hammers. Sie geben den Filmen viel Würde und Klasse, die ansonsten wenig zimperlich sind in Sachen Blut  und Erotik. „Das Studio ignorierte den guten Geschmack“, heißt es in der Doku. Filmhistoriker und Hammer-Kenner Marcus Hearn fasst den Aufschwung der Firma so zusammen: Mit „Schock“ kam der Horror, mit „Frankenstein“ die Farbe, mit „Dracula“ die schwüle Erotik. Für Regisseur John Carpenter, der die Hammer-Filme liebt und „Die Mumie“ als ihren optisch schönsten schätzt,  kam als Amerikaner noch eine britische Komponente hinzu: „Mit englischem Akzent klang das Ganze viel seriöser und ernster.“

 

Hammer Films Dark Glamour Christopher Lee Peter Cushing

Christopher Lee 1958 im Meisterstück „Dracula“. Foto: Hammer Films

 

Eine Zeitlang geht alles gut: Die Firma arbeitet in den familiären Bray-Studios vor sich hin, in liebevollen, auf alt getrimmten Bauten, bis ausgerechnet ein Engländer in Amerika den Horrorfilm revolutioniert: Alfred Hitchcock mit „Psycho“. Die Angst lauert jetzt in der Gegenwart (und in der Dusche). Hammers Schauermärchen wirken auf einmal etwas altmodisch – die Firma steuert mit ein paar in der Gegenwart spielenden Psychothrillern gegen, aber das ist nicht ganz ihr Terrain. Auch mit der Steinzeit versuchen sie es. „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ konfrontiert knapp bekleidete Urzeitmenschen mit Stop-Motion-Riesenechsen. Carpenter ist heute noch begeistert: „Raquel Welch im Bikini und dazu Plastikdinosaurier – was wollen Sie denn sonst noch?“

 

Hammer Films Dark Glamour Christopher Lee Peter Cushing

Raquel Welch 1966 in „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“. Foto: Hammer Films

Von der Produktion „Captain Kronos – Vampirjäger“ erhofft man sich den Auftakt einer ganzen Reihe, wie Hauptdarsteller Horst Janson („Der Bastian“) erzählt, aber dazu kommt es nicht, der Film kommt zu schlecht an. Auch die Kreuzung von Blutsaugerei und dem gerade erfolgreichen Karate-Kino in „Die sieben goldenen Vampire“ bleibt ohne Nachhall. Der größte Nagel aber wird 1973 in Hammers Sarg geklopft: „Der Exorzist“ schockiert mit Tabubrüchen, wird ein enormer Hit – und ist eine Produktion des US-Studios Warner Brothers, das bisher die Hammer-Filme mitfinanzierte. Jetzt weiß Warner selbst, wie es geht und dreht den in Richtung Britannien führenden Geldhahn ab. Oder wie Carpenter es sagt: „Hammer waren bei vielem die Ersten. Und dann hörten sie irgendwann auf, die Ersten zu sein.“ Das Studio müht sich noch ein paar Jahre ab, 1979 entsteht der letzte Film. 2007 aber exhumieren neue Investoren die Idee, kaufen die Marke (und das lukrative Filmarchiv); auch einige Filme wie „The Woman in Black“ entstehen, die weniger auf Schocks setzen denn auf guten alten Schauer.

Die Doku „The Frankenstein Complex“

Der Doku „Dark Glamour“, so vergnüglich sie auch ist,  hätte man gerne mehr Laufzeit gewünscht als seine schnell vergänglichen 55 Minuten. Wenn schon Regisseure wie Dario Argento, Darstellerin Caroline Munro und der stets trockenhumorig unterhaltsame John Carpenter dabei sind, will man etwas mehr von ihnen hören; auch von Horst Janson hätte man gerne mehr erfahren – nicht zuletzt, wie er als deutscher Darsteller überhaupt zum Star einer Hammer-Produktion wurde. Immerhin: Man wird Zeuge, wie gut Christopher Lee in einer gallischen TV-Sendung Französisch spricht.

Der Neuanfang der Marke Hammer wird am Ende zwar erwähnt und mit ein paar Filmausschnitten bebildert, aber da hätte man gerne mehr erfahren. Eine Fortsetzung des Themas oder auch eine 90-Minuten-Fassung auf DVD wäre sehr willkommen.

http://www.hammerfilms.com/

 

« Ältere Beiträge

© 2024 KINOBLOG

Theme von Anders NorénHoch ↑