Der Eid Baltasar Kormákur Alamode Film Island

Baltasar Kormákur als Vater Finnur. Fotos: Alamode Film

Es ist der klassische Albtraum von Vätern einer Tochter: Deren Freund entpuppt sich als  Schmierlappen, als Windhund, als Tunichtgut. Das jedenfalls denkt der Herzchirurg Finnur, dessen Tochter im Erwachsenenleben nicht vom Fleck kommt, sondern in Reykjavik bei Partys versackt und sich rettunglos in Ottar verliebt, der mit Drogen handelt. Der alarmierte Vater versucht, der Tochter den Freund auszureden, und bietet dem sogar Geld an, sollte er die Tochter verlassen. Beides ohne Erfolg. Nun greift Finnur zu anderen Mitteln und löst damit eine Kettenreaktion aus.

Der isländische Regisseur Baltasar Kormákur (51) ist  nach seinem Hollywood-Ausflug „2 Guns“ und dem aufwändigen Bergsteigerfilm „Everest“ in seine Heimat zurückgekehrt und hat dort diesen kleinen, fast kammerspielartigen Film inszeniert, mit sich selbst in der Hauptrolle. „Der Eid“ ist ebenso Bestandsaufnahme einer Familie wie das  Psychogramm eines Mannes, dem ungewohnt die Kontrolle entgleitet. Dabei lockt der Film erst auf falsche Fährten, lässt mitfiebern, wenn der Vater die Tochter schützen will; doch als der immer mehr Grenzen  überschreitet und  den titelgebenden hyppokratischen Eid weit hinter sich lässt, zerfließen die Grenzen zwischen Täter und Opfer.

Kormákur erzählt zurückhaltend und in wohlkomponierten Bildern: Des Chirurgen Villa ist ein modernistischer Beton- und Glas-Palast, in dem die Menschen manchmal wirken wie Dekoration. Und die verschneite isländische Landschaft, die der Chirurg stoisch durchradelt, wirkt kühl und erbarmungslos – ähnlich wie am Ende dieser Vater.

Auf DVD und Blu-ray bei Alamode Film erschienen.

PS Der Vermarktungskniff „Regionalkrimi“ treibt manchmal merkwürdige Blüten.  Der deutsche Untertitel von „Der Eid“ nennt sich „Ein Island Thriller“, was genau das auch immer bedeuten mag. Ist ein Krimi aus Frankreich also „Ein Frankreich Krimi“? Oder ein „Tatort“ ein „Deutschland Krimi“?