Helge Schneider

 

Soll man das glauben? Studio-Alben aufnehmen, Filme drehen, Bücher schreiben – all das will Helge Schneider nicht mehr. Sagt er zumindest gerade und will nur noch auf der Bühne stehen. Sein neues Studioalbum (von weiteren Live-CDs darf man ausgehen) könnte also sein letztes sein. „Heart Attack No. 1“ ist eine Liebeserklärung an den Jazz und an Schneiders Hammond-Orgel, die das Album mit ihren mal schummrigen und schlurfenden, mal frisch und fröhlich dahinhüpfenden Klängen beherrscht.

Pete York zu Gast

Schneiders einziger Kollege hier ist der britische Schlagzeuger Pete York, in den 60ern bei der Spencer Davis Group und seit einigen Jahren regelmäßig mit Schneider aktiv. Drei von 14 Stücken stammen von Schneider und York, es sind weniger ausgefeilte Kompositionen denn rudimentäre Rahmen, die Schneider mit verschlungenen Orgel-Exkursen füllt, manchmal mit Vibraphonklängen und seiner Stimme. Die Texte dabei sind minimal; bei einem Stück reicht ein bluesparodistisch hingejaultes „My baby left me in the morning, yeaaaahhh!“, beim Titelstück skandiert er die Zeile „Heart Attack No. 1“ wie einst die Band des seligen Glenn Millers beim bekannten „Pennsylvania 6-5000“.

„Ju masst rimämber sis“

Die meisten Stücke sind verdiente Klassiker, ob nun „All of me“, „Mood Indigo“ oder „One for my baby“, die Schneider viel Gelegenheit zum lässigen Improvisieren geben – wobei sich mit dem spezifischen Hammond-Klang eine gewisse nostalgische Gemütlichkeit breitmacht: Kaffee und ein gutes Stück Herrentorte wären da nicht verkehrt. Sollte eine gewisse Gleichförmigkeit auf hohem Niveau den Hörer einlullen, wird ihn die skurrilste Nummer allerdings aufwecken wie ein Donnerschlag: Schneider nimmt sich „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“ vor und singt den Text mit ungeschmeidigstem Englisch und einer verhuschten Artikulation, als sei er ein Gebissträger ohne Haftcreme: „Ju masst rimämber sis – a kiss is tschast a kisss“. Für Puristen ein Härtetest, ein großer Spaß für alle anderen.

Helge Schneider & Pete York: Heart Attack No. 1 (Universal / Polydor).