King Hu

 

Filmfreunde, die bei asiatischen Kampfkunstfilmen reflexhaft die Nase rümpfen, werden zwar seltener, aber es gibt sie noch. „Die Herberge zum Drachentor“ erscheint nun auf DVD – der Klassiker von King Hu ist einer der schönsten Vertreter seiner Zunft und sollte auch Genre-Skeptiker erfreuen.

Ist der Ruf erst ruiniert … Bei vielen Kinogängern genießen asiatische Kampkunstfilme wenig Reputation – überschwemmten doch in ihrer kommerziell großen Zeit in den 1970er- und 1980er Jahren vor allem Filme aus Hongkongs Serienproduktion die heimischen Bahnhofskinos. Viel Durchschnitt war dabei, auch waren viele Produktionen in ihren deutschen Fassungen ähnlich verstümmelt wie manche Schwertkämpfer in der Handlung – einmal des Gewaltgehalts wegen, aber auch aus kulturellen Gründen: Fremd war diese oft historische, oft höfische Welt, der geschichtliche Hintergrund unbekannt – also reduzierten schnittfreudige Verleiher die Filme rein auf die spektakuläre Action, auf sausende Schwerter und mitunter in Zeitlupe saltoschlagende Kampfkünstler.

King Hu

Mittlerweile blicken auch traditionellere Cineasten offener auf diese Sparte des asiatischen Kinos; nicht zu unterschätzen ist dabei die Rolle von Ang Lees bildgewaltigem Film „Tiger & Dragon“, der vor 16 Jahren einen Siegeszug auch durch die westliche Welt begann. Regisseur Lee gab damals gerne zu, dass er mit seinem Film auch einem Großen des asiatischen Kinos die Ehre erweisen wollte: dem Chinesen King Hu (1931-1997).

Der ist am bekanntesten für sein poetisches Meisterstück „Ein Hauch von Zen“ (1971); zuvor drehte er aber den ebenso wundersamen „Die Herberge zum Drachentor“, der jetzt als DVD erscheint und einen idealen Einstieg ins Genre bietet. Der Plot ist übersichtlich: In einer einsamen Herberge kreuzen sich die Wege zweier rivalisierende Gruppen: die Geheimpolizei eines kaiserlichen Eunuchen und die letzten Getreuen eines Generals, den der Eunuch per Intrige aus Amt und Leben gehebelt hat. Man belauert sich, parliert dabei gepflegt, bevor die Szenerie sich immer wieder in Kampfszenen auflöst, die der Schwerkraft und Logik trotzen, dabei aber eine grazile, manchmal poetische Kraft entwickeln – nicht zuletzt bei einem Kampf auf sich im Wind wiegenden Baumwipfeln (wie später in „Tiger & Dragon“).

King Hu

Die Dialoge sind oft so geschliffen wie die Schwerter, ein Hauch märchenhafter Entrückung liegt über dem Ganzen. Zudem präsentiert der Film eine resolute Kämpferin, die ihre männlichen Konkurrenten alt aussehen lässt. So weit war man damals, 1967, im westlichen Genre-Gegenstück, dem Western, noch nicht.

Erschienen bei SchröderMedia. Bonus: Alte deutsche, ziemlich marktschreierische Trailer zu Kampfkunstfilmen.