Filmfestival Max Ophüls Preis

 

Die Ophüls-Preisverleihung am Samstagabend im Saarbrücker E-Werk

 

Erleichterung war zu spüren, am Samstagabend im E-Werk: Alles gut gegangen, die Ophüls-Welt ist wieder in Ordnung. 2016 war das ja anders – da hatte der Streit um die Nicht-Vertragsverlängerung der langjährigen Leiterin Gabriella Bandel seitens der Stadt und das Schweigen der Betroffenen das eigentliche Festival in den Hintergrund gedrängt. Ophüls 2017 nun war das Debüt der neuen Leiterin Svenja Böttger, der ein glänzender Einstand gelungen ist. Das bewährte Grundkonzept des Festivals haben sie und Programmleiter Oliver Baumgarten nicht umgekrempelt, dennoch einige Neuerungen eingeführt (Kurz-Dokus etwa und ein Blick auf europäische Filmhochschulen). Und mit der Nutzung des alten C&A-Kaufhauses als diesmal brummender Club „Lolas Bistro“ ist dem Festival ein Coup gelungen. So war der Jubel im E-Werk für Böttger mit am lautesten. Ihr Fazit: Ich denke, es lief sehr gut.“

Es war wohl eher ein Wettbewerb der sehenswerten als der überragenden Filme, die Jurys zeichneten manche Filme mehrfach aus, andere gar nicht. Leider auch nicht Michael Kochs „Marija“ (wir berichteten). Zwei Preise gewann Monja Arts Debüt „Siebzehn“, eine Teenager-Geschichte aus Niederösterreich. Den Hauptpreis nahm Art mit dem Satz „ein schöner Ausgang für diesen Abend“ entgegen; Schauspielerin Elisabeth Wabitsch erhielt für „Siebzehn“ den Nachwuchsdarstellerpreis: „voll cool“.

Geradezu sprachlos war Regisseurin Alexandra Balteanu, die mit ihrem Film „Vanatoare“ (gedreht an nur elf Tagen) über drei Frauen an einem Straßenstrich in Bukarest einen harten Brocken Film vorlegte, mit langen Einstellungen, viel Dreck und noch mehr Erniedrigung. Nach dem Preis durch die Ökumenische Jury nahm Moderator Lutz Winde die gerührte Filmemacherin in den Arm. „Vanatoare“ gewann auch den Preis der Ministerpräsidentin, die auf der Bühne die Etat-Erhöhung durchs Land ins Spiel brachte. „50 000 Euro mehr wolltest Du haben“, sagte Annegret-Kramp Karrenbaucher (CDU) in Richtung Svenja Böttger, „50.000 mehr hast Du bekommen – das bleibt auch in den kommenden Jahren so“. Das klang so, als hätten die früheren Festivalleiter niemals nach mehr Etat gefragt. Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) bemerkte ihrerseits, dass „die Stadt ja auch einen schönen Batzen“ gibt und stellte mögliche Zuschusserhöhungen in Aussicht.

Was erfuhr man sonst noch bei der Zeremonie, moderiert vom bewährten Lutz Winde und im Internet übertragen (wenn auch mit technischen Problemen)? Dass etwa das Team des Films „Die Reste meines Lebens“ einen einsamen Festivalrekord von für sich reservierten Karten bei der Premiere aufgestellt hat: satte 84. Darstellerin Anna Thalbach, in der Jury des Kurz- und Mittellangen Films, vermisste bei den Kurzfilmen wirklich kurze Filme, Ein- oder Zweiminüter, und erklärte ihre eigene Rollenauswahl: Generell wolle sie immer und alles spielen, „es sei denn ich muss zu nackig sein, zu dreckig oder jemand Ekliges küssen“.

Arman T. Riahi, Regisseur der Komödie „Die Migrantigen“ sagte, „in einer Zeit, in der sich die Fronten verhärten, muss man aufeinander zugehen – der Humor kann das am besten“. Dann stellte er sein Team auf der Bühne unter Zeitdruck schneller vor als einst Dieter Thomas Heck in der ZDF-„Hitparade“. Produzent Helge Albers von der Doku-Jury betonte die Wichtigkeit guter Dokumentarfilme, „gerade in den Zeiten von ‚alternative facts’“ – sprich Lügen. Und Trost hatte Jury-Mitglied Andrea Sawatzki bereit für die nominierten, aber leer ausgegangenen Darsteller des Festivals: Manchmal wäre es besser, einen Preis nicht zu gewinnen, denn das härte ab für einen steinigen Beruf – „ich spreche da aus Erfahrung“. Der Schweizerische Regisseur Ivo Zen, dessen Film „Zaunkönig – Tagebuch einer Freundschaft“ für die Musik ausgezeichnet wurde, erfreute mit einer Wortneuschöpfung für ein saarländisches Naturheiligtum – „ich war ja auch mal an der Saarschlaufe“. Schlaufe klingt ja auch nicht schlecht.

 

Die Preise:

 

Max-Ophüls-Preis: „Siebzehn“ von Monja Art.

Preis der Ministerpräsidentin und Preis der Ökomenischen Jury: „Vanatoare“ von Alexandra Balteanu.

Dokumentarfilm: „Ohne diese Welt“ von Nora Fingscheidt.

Fritz-Raff-Drehbuchpreis des SR: „Die Reste meines Lebens“ von Julia C. Kaiser und Jens Wischnewski.

Publikumspreis Spielfilm: „Die Migrantigen“, Arman T. Riahi.

Preis für den gesellschaftlich relevanten Film: „Club Europa“ von Franziska M. Hoenisch.

Preis der Jugendjury: „Die Reste meines Lebens“ von Jens Wischnewski.

Darstellerpreise: Elisabeth Wabitsch in „Siebzehn“, Leonard Kunz in „Jenny“.

Kurzfilm: „Die Überstellung” von Michael Grudsky.

Publikumspreis Kurzfilm: „Cigarbox Blues“ von Christopher Kaufmann.

Mittellanger Film: „Wald der Echos“ von Maria Luz Olivares Capelle.

Publikumspreis Mittellanger Film: „La femme et le TGV“ von Timo von Gunten.

Doku-Filmmusikpreis: „Zaunkönig – Tagebuch einer Freundschaft“, Musik von Trixa Arnold und Ilja Komarov.

 

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