Film und dieses & jenes

Schlagwort: Ophüls-Festival

Regisseur Manfred „Manny“ Kirchheimer ist gestorben

Manfred Kirchheimer, der New Yorker Filmemacher aus Saarbrücken, ist mit 93 Jahren gestorben. Foto: Stadt Saarbrücken

Manfred Kirchheimer, der New Yorker Filmemacher aus Saarbrücken, ist mit 93 Jahren gestorben. Foto: Stadt Saarbrücken

 

Filmemacher war er, Dokumentarist, Chronist seiner Wahlheimat New York – und Ehrenbürger seiner alten Heimatstadt Saarbrücken. Deren Flaggen am Rathaus St. Johann wehen auf halbmast, denn Manfred Kirchheimer ist gestorben – am 16. Juli in New York, wie die Stadt Saarbrücken mitteilt. „Manny“ Kirchheimer wurde 93 Jahre alt; die britische Tageszeitung „Guardian“ attestierte ihm eine „endlose Neugier“ und nannte ihn „den großartigsten Dokumentarfilmer, von dem Sie möglicherweise noch nie gehört haben“.​

„Echtes Daarler Knießje“​

1931 im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual geboren, war er ein „echtes Daarler Knießje“, wie er in einem Interview sagte. Vater Berthold Kirchheimer ist damals Chef-Dekorateur und Werbeleiter beim Kaufhaus E.Weil Söhne, nebenher zeichnet er Karikaturen für die „Saarbrücker Zeitung“. 1936, ein Jahr nach der „Saarabstimmung“, bei der die Mehrheit des Saarlandes für ein „heim ins Reich“ votiert, emigriert die jüdische Familie Kirchheimer nach New York. Dort wächst Manfred Kirchheimer auf, studiert am City College, interessiert sich für Film und lernt den deutschen Dadaisten und Experimentalfilmer Hans Richter kennen. Der macht ihm die Lage klar: „Möglichkeiten beim Film gibt es viele – aber Jobs gibt es keine.“​ Kirchheimer lässt sich nicht entmutigen, arbeitet für große TV-Sender, mal als Regisseur, mal als Cutter, mal als Kameramann, oft als alles zusammen; zugleich dreht er unabhängig eigene Dokumentarfilme, mit denen er nach eigener Aussage kein Geld verdient – über New York, über das Arbeitsleben der Stadt, Architektur, Kunst, Rassismus, Einwanderung. Als Filmdozent arbeitet er später ebenfalls, dann wird er Professor an der New Yorker „School of Visual Arts“.​

Nach 42 Jahren wieder in Saarbrücken​

Die alte Heimat Saarbrücken ist weit weg. Doch 1978, 42 Jahre nach der Emigration als kleines Kind, nimmt Kirchheimer Kontakt zu ihr auf: Bei der Mannheimer Filmwoche zeigt er seinen Kurzspielfilm „Short circuit“ und legt Michael Beckert, damals Filmredakteur der Saarbrücker Zeitung, eine kleine Notiz in dessen Pressefach: „Ich bin aus Saarbrücken – M. Kirchheimer“. Beckert kann Kirchheimer überreden, auf seinem Weg zum Luxemburger Flughafen in seiner Geburtsstadt Halt zu machen, für immerhin zwei Stunden. „Zeit genug, ihm das einstige Elternhaus in der Schmollerstrasse zu zeigen“, so schildert es Beckert Jahrzehnte später in seiner Ehrenbürger-Laudatio, „ihn auf den Rotenbühl und durch St. Arnual zu führen, wo er im damaligen Heiliggeist-Krankenhaus zur Welt kam“.​

Interview: Regisseur Christian Schwochow Ehrengast des Ophüls-Festivals 

Ehrengast aus Übersee​

1987 stößt Beckert eine achtteilige Kirchheimer-Retrospektive in der Camera an der Berliner Promenade an. Kinoleiter ist damals Ophüls-Festivalkopf Albrecht Stuby, der Kirchheimer 1988 in die Ophüls-Jury und 1989 als Kurator einer eigenen Reihe einlädt: Ab da reist der New Yorker regelmäßig im Januar nach Saarbrücken, um Filme seiner Studentinnen und Studenten zu zeigen, er wird so etwas wie ein Ehrengast aus Übersee. 2003 erhält er den „Filmhaus Ehrenaward“, 2005 die Ehrenplakette der Stadt Saarbrücken. Seine offizielle Rolle bei Ophüls endet aber 2016, als das Festival die New Yorker Reihe einstellt und den Schwerpunkt lieber auf europäische Filmhochschulen legt. International genießt er weiterhin großes Renommee, das „Museum of Modern Art“ zeigt 2017 eine Retrospektive seiner Arbeiten; die Stadt Saarbrücken vergibt 2021 ihre höchste Ehre – sie ernennt Kirchheimer zum Ehrenbürger.​

„Fuck it! Ich werde freier und freier“​

Kirchheimer bleibt auch mit um die 90 sehr produktiv, stellt während des Lockdowns drei weitere Dokumentarfilme fertig. Besondere Aufmerksamkeit erregt das New-York-Porträt „Free Time“, das er aus filmischen Momenten zusammenstellt, die er zwischen 1958 und 1960 aufgenommen hat. Der Film eröffnet ein Londoner Filmfestival, und in einem begleitenden Interview mit dem „Guardian“ bringt Kirchheimer seine Arbeitsweise und seine Unabhängigkeit schön auf den Punkt: „Ich bin 90 Jahre alt. Ich habe eine Filmschnitt-Anlage in meinem Apartment. Und ich habe ein großes Apartment. Filmische Trends sind mir egal. Fuck it! Ich werde freier und freier.“​

„Saarbrücken eine zweite Chance gegeben“​

Zu seinem Tod teilt nun die Stadt Saarbrücken mit: „Obwohl er als Kind vor dem Terror des Nationalsozialismus aus Deutschland fliehen musste, hat er seiner Heimatstadt Saarbrücken eine zweite Chance gegeben“, schreibt Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), „er hat wieder eine starke Verbindung zu ihr aufgebaut und durch sein wichtiges Mitwirken die Landeshauptstadt als Filmstadt gestärkt“. An diese Verdienste „werden wir uns auch zukünftig in Dankbarkeit erinnern“.​

„Der regelmäßige Gang ins Kino muss wieder gelernt werden.“ Interview mit Nils Daniel Peiler, dem neuen Leiter des Filmhaus Saarbrücken

Nils Daniel Peiler an seinem neuen Arbeitsplatz, dem Saarbrücker Filmhaus. 1988 in Saarbrücken geboren, hat Peiler Germanistik und Bildwissenschaften der Künste in Saarbrücken sowie Film- und Medienwissenschaften in Frankfurt, Paris und Amsterdam studiert. Promoviert hat er über die Rezeptionsgeschichte von Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“. Foto: Oliver Dietze

Nils Daniel Peiler an seinem neuen Arbeitsplatz, dem Saarbrücker Filmhaus. 1988 in Saarbrücken geboren, hat Peiler Germanistik und Bildwissenschaften der Künste in Saarbrücken sowie Film- und Medienwissenschaften in Frankfurt, Paris und Amsterdam studiert. Promoviert hat er über die Rezeptionsgeschichte von Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“.     Foto: Oliver Dietze

 

Nils Daniel Peiler ist neuer Leiter des Saarbrücker Filmhauses. Der Filmwissenschaftler aus Saarbrücken, der zuletzt einige Jahre Kurator für die Kinemathek Hamburg und deren Metropolis Kino war, ist in der hiesigen Szene gut bekannt – im Kino Achteinhalb war er für einige denkwürdige Reihen und Veranstaltungen verantwortlich. Was hat er im Filmhaus vor?

Im Filmhaus haben Sie sich als Kind und Jugendlicher viele Filme angeschaut, jetzt sind Sie der Leiter des Kinos – ein merkwürdiges Gefühl?​

PEILER Ein sehr schönes. Wenn ich durch die Räume gehe oder in den Kinosaal, fallen mir die vielen Filme ein, die ich hier gesehen habe.​

Was war der erste im Filmhaus?​

PEILER Disneys „Alice im Wunderland“, da war ich sechs oder sieben Jahre alt. Meine Mutter nahm mich mit ins Kino, wofür ich ihr auf ewig dankbar bin. Eigentlich sollte „Bambi“ laufen, dann wurde das Programm geändert, „Alice im Wunderland“ lief – und bescherte mir nachhaltige Albträume. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, weiter ins Kino zu gehen. Als Jugendlicher und junger Erwachsener bin ich weiter viel ins Filmhaus, habe jede Menge gesehen. Unvergessen ist zum Beispiel „Wie im Himmel“, der größte Erfolg im Filmhaus, der hier über zwei Jahre lang ununterbrochen lief. Das ist auch der Film, über den ich meinen ersten Kinotext geschrieben habe. „Wie im Himmel“ wird hier bald nochmal laufen, viele Kinogängerinnen und Kinogänger haben den Titel in das Filmwunschbuch geschrieben, das jetzt an der Kasse ausliegt.​

Wie es dem Kino Achteinhalb geht

Wie kamen Sie auf die Idee des Wunschbuchs?​

PEILER Die habe ich mir vom „Prince Charles Cinema“ in London abgeschaut. Dort gibt es im Kinofoyer eine große Tafel, auf die das Publikum mit Kreide seine Wünsche schreibt. Jetzt haben wir im Filmhaus auch eine Tafel und ein Buch im Foyer, die bieten eine schöne Interaktion mit dem Publikum – es wird eine neue Sektion mit Publikumswünschen geben.​

Zuletzt waren Sie Kurator bei der Kinemathek Hamburg – haben Sie lange überlegt, sich auf die Stelle in Saarbrücken zu bewerben?​

PEILER Überhaupt nicht. Und nach dem Vorstellungsgespräch ging alles sehr schnell. Meine Vorgängerin Christel Drawer hat mich eingearbeitet und noch einige Renovierungsarbeiten angestoßen, unter anderem die der Schaukästen, da bin ich ihr sehr dankbar. Im Vorstellungsgespräch war schnell klargeworden, dass es eine große Schnittmenge gibt zwischen dem, was die Stadt sich vorstellt, wie das Haus noch mal neu aufgestellt werden kann, und dem, was ich an Ideen mitbringe.​

Welche sind das – was wird sich ändern im Filmhaus?​

PEILER Es wird mehr Veranstaltungen mit Gästen geben, mehr Diskussionen, Einführungen, Podiumsgespräche. Wenn eine Regisseurin, ein Regisseur kommt, gibt es immer viel Zuspruch. Ich wünsche mir eine filmische Vielfalt für ein breites Publikum, das sich im Filmhaus einbringen soll. Ich begrüße das Publikum ja gerne persönlich, um den Leuten zu sagen, dass ich mich freue, dass sie da sind – das ist aufrichtig gemeint und keine hohle Phrase. Ich bin froh, wenn ich angesprochen werde, wenn Anrufe oder Mails kommen mit Wünschen und mit Rückmeldungen. Externe Ideen sind wichtig, nur dann kann das Programm bunt und vielfältig werden. Ich will es ja nicht alleine bestimmen.​

Das Saarbrücker Kinomagazin „35 Millimeter“

Aber Etabliertes wird bleiben?​

PEILER Natürlich, unsere Reihe „Filmreif“ zum Beispiel: Alle zwei Wochen gibt es am Montagnachmittag ab 15 Uhr einen Film, dazu Kaffee und Kuchen, für insgesamt fünf Euro. Zwischen 80 und 120 Personen kommen da regelmäßig zu uns, sie verabreden sich Wochen vorher, sitzen zusammen, reden und reservieren schon mal fürs nächste Mal. Das wird auf jeden Fall weitergehen.​

Wird es thematische Reihen geben, auch Retrospektiven?​

PEILER Ja – Stanley Kubricks Tod jährt sich 2024 zum 25. Mal, an seinem Geburtstag am 26. Juli beginnen wir eine vollständige Retrospektive mit allen Kubrick-Filmen. Wir starten mit seinem letzten Film „Eyes Wide Shut“ von 1999, dann geht es Woche für Woche mit 13 Produktionen zurück bis hin zu seinen frühen Kurzfilmen. Wir werden die Werke sowohl im Original, mit und ohne Untertitel, als auch synchronisiert zeigen. Und zur Eröffnung beehrt uns Tochter Katharina Kubrick aus London persönlich.​

Nils Daniel Peiler im Kino des Filmhauses. Über die Schulter schauen ihm die in Saarbrücken geborenen Regisseure Max Ophüls (1902-1957, links) und Wolfgang Staudte (1906-1984). ⇥Foto: Oliver Dietze

Über die Schulter schauen ihm die in Saarbrücken geborenen Regisseure Max Ophüls (1902-1957, links) und Wolfgang Staudte (1906-1984).    Foto: Oliver Dietze

Sie haben über Kubricks „2001“ promoviert und im Kino Achteinhalb mal eine Vorführung mit durchgehendem Live-Kommentar gemacht. Wird es im Filmhaus Ähnliches geben?​

PEILER Ich gebe zu jedem Film der Kubrick-Retro eine kurze Einführung. So eine ausladende Retrospektive im Filmhaus ist für uns natürlich ein Experiment, von dem ich hoffe, dass das Publikum es annimmt. Vielleicht interessieren sich auch Menschen in der Großregion dafür und kommen mal nach Saarbrücken. Abgesehen von Kubrick wird es eine Reihe zum 40. Todestag des in Saarbrücken geborenen Regisseurs Wolfgang Staudte geben, in Zusammenarbeit mit der Saarbrücker Staudte-Gesellschaft. Auch mit dem Filmfestival Max Ophüls Preis wird es mehr Zusammenarbeit geben.​

Hoffen Sie auch auf mehr junges Publikum?​

PEILER Ja, da gibt es noch Luft nach oben. Ich würde das Filmhaus gerne öffnen für alternative Formate, etwa für mehr Kurz- oder Hochschul-Abschlussfilme. Vor drei Wochen habe ich ganz zufällig den Filmemacher Axel Ranisch vor dem Filmhaus getroffen, der gerade Gastdozent ist an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK). Im Sommer, wenn er das nächste Mal wieder mit seiner Filmklasse hier in Saarbrücken beschäftigt ist, machen wir zusammen eine Werkschau und zeigen in seiner Anwesenheit seinen persönlichen Lieblingsfilm. Wir wollen auch verschiedene Gewerke und Berufswege filmisch vorstellen – Regie, Schnitt, Produktion und so weiter. Generell versuche ich, ein neues Publikum zu gewinnen – aber auch Menschen zurück zu gewinnen, die möglicherweise lange nicht mehr im Kino waren.​

Der Plakatflohmarkt am Filmhaus

Vielleicht auch durch Repertoire-Pflege und verdiente Klassiker?​

PEILER Die haben im Haus ja eine gute Tradition, auch wenn das in letzter Zeit zurückgegangen ist. Ich werde sie noch mal zurückbringen – darin haben mich auch viele Rückmeldungen im Wunschbuch und auf der Wunschtafel bestärkt. Stummfilme mit Live-Begleitung sind möglich, wir haben ja auch ein Klavier hier.​

Wie groß ist das Team des Filmhauses?​

PEILER Klein. Wir sind aktuell nur zu dritt, aber sehr engagiert. Die beiden Festangestellten Herr Chelly und Herr Seidel sind seit über 20 Jahren am Haus, haben eine Passion fürs Kino und kennen auch das Saarbrücker Publikum, was für unsere Arbeit sehr wichtig ist.​

Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Kinos in Saarbrücken, vor allem zur Camera Zwo und dem Kino Achteinhalb, mit denen es die meisten filmischen Berührungspunkte geben dürfte – und auch mögliche Überschneidungen?​

PEILER Mir ist ganz wichtig: Das Filmhaus soll keine Konkurrenz sein, ich will eine gute Zusammenarbeit, Austausch und Kooperation. Wir haben uns auch schon getroffen und miteinander geredet. Wir haben ein mögliches Publikum, dass wir teilen. Aber jedes Haus besitzt sein eigenes Profil. Das des Filmhauses will ich jetzt aktualisieren. Wir werden zwar Klassiker und Reihen bieten, wollen aber in jedem Fall ein Startkino bleiben, in dem Filme zu ihrem Bundesstart anlaufen. Natürlich gehe ich davon aus, dass die Camera Zwo weiterhin die großen Arthouse-Kinostarts macht. Aber es gibt auch mittlere bis kleinere Verleihe, die mit ihren Filmen bislang gar keinen Start in Saarbrücken bekommen haben. Da sehe ich für uns im Filmhaus einiges Potenzial. Verleiher haben natürlich ein großes Interesse, ihre Titel auch in Saarbrücken zu starten. Mehr Vielfalt also! Wir haben mit 125 Plätzen einen relativ großen Saal – wenn wir auch leider nicht mehr regelmäßig den früheren zweiten Saal bespielen, den „Schauplatz“, wo wir den Film dann weiter zeigen könnten, während im großen Saal ein neuer Film startet.​

Was wünscht sich die Stadt von Ihnen kommerziell? Gibt es Vorgaben und Zahlen?​

PEILER Ich habe keine konkrete Vorgabe bekommen, was die Auslastung betrifft oder welche Marge ich erwirtschaften soll. Ich bin sehr froh, dass die Stadt mich erstmal ankommen und ausprobieren lässt. Es ist natürlich eine komfortable Situation, dass Saarbrücken sich so ein tolles Haus leistet, ein kommunales Kino in städtischer Trägerschaft. Ich habe in den ersten Wochen hier schon sehr viel Aufbruchsstimmung gespürt – auch hier direkt in der Nachbarschaft in der Mainzer Straße.​

Aber auf die Zuschauerzahlen müssen Sie schon schauen, oder?​

PEILER Natürlich – ich will ja auch kein Kino in einem fast leeren Saal zeigen. Aber grundsätzlich freue ich mich, dass ich hier eine Grundfinanzierung habe, mit der ich arbeiten kann. Das sind andere Voraussetzungen, als wenn wir ein kommerzieller Spielbetrieb wären. Mein Ansatz als freier Kurator war über die Jahre eine Art Mischkalkulation: Kleinere, vielleicht weniger populäre, aber wichtige Programme sollen von populäreren refinanziert werden.​

Nostalgie: Kino-Anzeigen von 1977

Wird sich an den Eintrittspreisen etwas ändern?​

PEILER Nein. Die Eintrittspreise sind mit 7,50 Euro, plus Aufschlag bei Überlänge, moderat und werden das auch bleiben. Montags und dienstags kostet es für alle sechs Euro. „Filmreif“ kostet wie gesagt fünf Euro mit Kaffee und Kuchen, durch die Unterstützung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Die niedrigen Preise sind wichtig, denn wir sind ja kein kommerzielles Kino, sondern ein öffentlicher Ort, an dem Menschen zusammenkommen und miteinander in Kontakt kommen sollen. Das ist unsere Aufgabe als städtische Einrichtung. Da müssen wir sozialverträglich und finanziell niederschwellig sein. Wir werden immer auch Veranstaltungen bei freiem Eintritt anbieten, wie Anfang April etwa den Abend mit den Kurzfilmen des in Saarbrücken geborenen und oscarprämierten Animationsfilmers Frédéric Back. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation denken viele Menschen schon zwei- oder dreimal darüber nach, ob sie ins Kino gehen. Vielleicht zeigt da auch die Pandemie ihre Wirkung. Früher war der regelmäßige Gang ins Kino eine Selbstverständlichkeit. Das muss wieder gelernt werden – auch das ist Teil unserer Aufgabe.​

„Die 2050er – Everything will change“ – Interview mit Regisseur Marten Persiel

Der Filmemacher Marten Persiel. Foto: Christopher Flaering / Flare Film

Filmemacher Marten Persiel. Foto: Christopher Flaering / Flare Film

Im Jahr 2054 ist die Welt am Ende. Drei junge Menschen wollen erkunden, wie es so weit kommen konnte ; der Schlüssel dazu liegt in der Vergangenheit – unserer Gegenwart.
Vor zwei Jahren hat „Everything will change“ das 43. Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken eröffnet, jetzt ist der Spielfilm unter dem Titel „Die 2050er – Everything will change“ in der Mediathek der ARD zu sehen.  Ein Gespräch mit Regisseur Marten Persiel über seinen Film, Artensterben und den Hass auf Klima-Aktivisten.

 

 Im Hintergrund ist viel Vogelgezwitscher zu hören – wo sind Sie denn gerade?​

PERSIEL Ich bin in Lissabon, im botanischen Garten. Ich wohne hier in der Nähe auf dem Land. Bei der Recherchezeit für den Film habe ich in einer kleinen Hütte gelebt und das Artensterben, um das es im Film geht, miterlebt: Wenn man einen Naturort immer wieder über Jahre besucht, merkt man, wie sich vieles verändert, wie plötzlich keine Frösche mehr am Teich sind, wie keine Schmetterlinge dort herumfliegen, wo früher tausende waren. Das ist schockierend – und war auch ein Motor für den Film.​

Ihr Film verbindet eine fiktive Handlung mit  Dokumentarmaterial – wie würden Sie den Film selbst einordnen?​ Spielfilm? Doku?

PERSIEL Am liebsten gar nicht. Diese Unterscheidung sehe ich eher als Hilfe für den Zuschauer, für  Filmemacher finde ich sie weniger gut. Das ist wie bei einem Album von Jimi Hendrix, wo man nicht genau weiß, ob man es unter „Rock“ einordnen soll oder unter „Soul“. Auch bei meinem ersten Langfilm „This ain’t California“ gab es diese Frage, ob nun Spielfilm oder Doku – aber eigentlich stellt sie sich mir als Filmemacher nicht.​

Wie lange haben Sie sich schon mit dem Thema Artensterben beschäftigt?​

PERSIEL Seit meiner Kindheit. Mein Vater Heinz-Werner Persiel ist ein Naturschutz-Urgestein aus Niedersachen. Da bin ich sehr früh mit dem Thema in Berührung gekommen. Naturliebe ist tief in mir verwurzelt und bringt mich um den Schlaf – als Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde, habe ich heiße Tränen geweint, weil ich wusste, wer sein Naturschutzbeauftragter ist. Wir haben mit dem Klimawandel und Covid andere Probleme, so dass das Artensterben ignoriert wird, was mir unglaublich viel Sorgen macht. Deswegen habe ich mich in den Film so reingekniet, sechs Jahre an ihm geschrieben.​

Interview mit Steffen Greiner zu Verschwörungstheorien

Welche Rolle bei der Produktion hatte Wim Wenders? „Everything will change“ hat ja das Wenders-Stipendium der Medienstiftung NRW erhalten.​

PERSIEL Das Stipendium unterstützt neue Formen des Erzählens, da passen wir gut hinein mit dem erzählerischen Kniff, dass es sozusagen ein Dokumentarfilm aus der Zukunft über uns ist. Dieser Blick auf uns selbst, als wäre unsere Gegenwart „die gute alte Zeit“, hat ihm gut gefallen. Er hat auch zugesagt, im Film aufzutreten. Dass er ganz früh hinter dem Projekt stand, hat uns sehr geholfen, andere Künstler und die wichtigsten Wissenschaftler ins Boot zu bekommen.​

Wie tief haben Sie in den Archiven geforscht für die spektakulären Naturbilder, die ebenso den Schrecken der versehrten Natur zeigen wie ihre atemberaubende Schönheit?​

PERSIEL Da gebührt der größte Dank unserer Cutterin Maxine Goedicke, die Haupt-Cutterin von Wim Wenders – sie hat auch meinen ersten Langfilm „This ain’t California“ geschnitten und dafür den deutschen Kamerapreis gewonnen. Sie hat ein großes Talent für eine emotionale Montage. Am Anfang des Films zeigen wir viele Tiere, die in gewisser Weise aussehen wie Menschen – das ist in der ernsten Wissenschaft sehr verpönt, da soll man Tiere ja nicht anthropomorphisch darstellen. Wir tun das aber mit Absicht, weil wir keine wissenschaftliche Betrachtung im Sinn haben, sondern eine emotionale.​

Doku „Die Geschichte der Kriegsberichterstattung“ von Marcel Ophüls

Der Film ist in mehreren Ländern entstanden, Sie mussten für ihn also einige Male ins Flugzeug steigen. Mit einem schlechten Gefühl, wo Flüge doch Klimawandel und Artensterben beschleunigen?​

PERSIEL Ja klar, das ist ein extremes Problem. Wir haben getan, was man tun kann – wir haben entsprechend der C02-Produktion Geld an Klima-Initiativen gezahlt, wollten aber weitergehen als das und haben noch 3500 Bäume pflanzen lassen. Es bleibt eine paradoxe Situation. Aber diese These „Man kann ja eh nix machen“ stimmt nicht. Man kann viel vermeiden, man kann viel tun, und das haben wir auch bei der Produktion gemacht –  sie sollte möglichst grün sein.​

Die Doku „Speer goes to Hollywood“

Würde man selbst mehr gegen Artensterben und Klimawandel tun, wenn man unsterblich wäre? So aber kann man, je nach Alter, denken, dass das Ganze einen ja eh nicht mehr so richtig trifft.​

PERSIEL Das ist ein finsterer Gedanke, aber ich glaube auch, dass es so ist. Man merkt ja seit drei, vier Jahren, dass die Lage ernst ist. Aber viele Leute meines Alters, ich bin jetzt über 40, tun nichts, weil sie glauben, bis zum Ende mit einigermaßen trockenen Ohren durchzukommen. Aber bei den jungen Leuten ist das eine ganz andere Stimmung – die werden mit dem Ganzen klarkommen müssen.​

Wie erklären Sie sich da den teilweisen Hass auf Klima-Aktivisten?​

PERSIEL Die kann ich mir gar nicht erklären. Vielleicht ist es einfach Dummheit. Vielleicht passt dazu auch, wenn Leute mit Lust Insektengift auslegen und Tiere töten. Möglicherweise ist da etwas ganz Archaisches versteckt, ein Absetzen vom Rest der Schöpfung durch diese „Ich darf alles zerstören“-Attitüde.​

Und Klimawandel-Leugner, die wissenschaftliche Studien ignorieren?​

PERSIEL Ich glaube, dass es die gar nicht mehr gibt – vielleicht schreiben Leute solche Thesen noch in irgendwelche Blogs, um zu provozieren, aber sie wissen es selbst mittlerweile besser. Beim Artensterben liegt der Fall anders: Es ist viel weniger bekannt als es sein sollte.​

 

Verdorrt und feuerrot: Die Welt des Jahres 2054. Foto: Flare Film

Die Welt des Jahres 2054. Foto: Flare Film

Ihr Film zeigt die verwüstete Welt der Zukunft, indem die Natur feuerrot strahlt – war das ein komplizierter Filmtrick?​

PERSIEL Kompliziert war es, aber keine Computertrick, sondern die Arbeit einer Infrarotkamera, wie sie seit den 50ern schon eingesetzt wird  – dieses Prinzip wurde häufig von der US-Armee im Vietnamkrieg eingesetzt, um in Bildern aus der Luft das reale Grün des Dschungels zu unterscheiden von grün getarnten Wegen. Die Kamera kann Chlorophyll-Grün von grüner Farbe unterscheiden. Wir haben einen neuen Filter eingesetzt, der die Kamera alle Farben normal wiedergeben lässt, nur das grüne Chlorophyll wird zu Rot.​

In Ihrem Film, ohne dessen Ende vorweg zu nehmen, gibt es trotz allem Optimismus. Wie optimistisch sind sie, was die Realität angeht?​

PERSIEL Das Paradies der Vergangenheit ist verloren. Wir können das Artensterben und den Klimawandel nicht mehr aufhalten, die Situation nicht mehr zurückdrehen. Die Welt wird sich sehr verändern, Ökosysteme werden auseinanderfallen – aber die Natur hat die Kraft, sich zu fangen. Vielleicht gibt es eine Natur der Zukunft nach 200 schlimmen Jahren, mit vielleicht nur noch einem Viertel der Menschen. Es wird geschätzt, dass es vor der industriellen Zeit neun Millionen Tierarten gab. Die haben wir jetzt schon stark dezimiert – und das wird weitergehen, selbst wenn wir jetzt versuchen würden, umzukehren. Wir verlieren die Arten tausendfach schneller als wir dürften. Wir werden sie so oder so um mindestens die Hälfte dezimieren. Ich bin Pessimist, was das Paradies angeht, das es mal gab – das ist für immer verloren. Ich bin aber Optimist im Sinne der Heilkraft der Natur, dass es irgendwann mal wieder schön sein wird auf der Welt – aber so vielfältig wird sie nie wieder sein.​

Ihr Film packt emotional – soll er auch zum Aktivismus bewegen?​

PERSIEL Ja, aber diesen Aspekt habe ich gar nicht so gesehen, als ich mit der Arbeit begonnen hatte. Der Film sollte erstmal berühren und ein Kinoerlebnis sein. Aber das alleine ist eben nicht genug, deshalb will der Film den Zuschauer auch dazu bringen, etwas zu tun. Ich kann jedem nur empfehlen, nicht zuhause rumzusitzen, sondern in den Wald zu gehen und dort etwas zu erfühlen, was schwer zu beschreiben ist. Man ist draußen, die Tierinstinkte werden wach, man spürt den Ort und die Kraft, die man für diesen Kampf braucht. Das geht beim Rumsitzen zuhause nicht. Man muss raus in die Natur.​

 

 

Der Film „Hagazussa“ und sein Regisseur Lukas Feigelfeld

Hagazussa Lukas Feigelfeld Filmfestival Max Ophüls Preis Retina Fabrik

Darstellerin Alexandra Cwen und Regisseur Lukas Feigelfeld bei den Dreharbeiten. Foto: Retina Fabrik

Es war einer der eigenwilligsten und ausgefallensten Filme des jüngsten Filmfestivals Max Ophüls Preis: „Hagazussa“, eine Geschichte um Isolation, Heidentum, Vorurteile und Wahnsinn, erzählt in archaischen Naturbildern und mit minimalem Dialog. Beim Festival blieb der Film leider ohne Preis.  Hier ein Gespräch mit Regisseur Lukas Feigelfeld.

Dass sein Film für manche Kinogänger ein harter Brocken ist, weiß er selbst am besten. „Schon bei der Drehbuchentwicklung haben mir einige Leute gesagt, das sei nicht zumutbar“, sagt Lukas Feigelfeld, „aber ich glaube, man kann dem Publikum mehr zutrauen als viele denken“. Der 31-Jährige Wiener, der seit einigen Jahren in Berlin lebt, hat mit „Hagazussa“ einen mutigen, konsequenten Film gedreht. Mit archaischen, wuchtigen Naturbildern und einer stetigen Stimmung des Unbehagens: Man begleitet einen Menschen auf seinem Weg in den Wahnsinn.

„Hagazussa“ erzählt von einer Frau im 15. Jahrhundert, die alleine in ihrer Alpenhütte lebt, von der fernen Dorfgemeinschaft beargwöhnt und gemieden. Die Isolation und die Anfeindung der Kirche, sie sei eine Hexe, treibt die Frau (Aleksandra Cwen) langsam in den Irrsinn – und zu einer grauenvollen Tat. Zu seinem Film haben Feigelfeld eigene Albträume aus der Kindheit angetrieben. Seine Mutter kommt aus der Region, in der der Film spielt, in der Nähe des Wolfgangsees. „Ich habe da als Kind sehr viel Zeit verbracht. Es ist eine Gegend, in der heute noch viele alte Mythen erzählt werden, wo das Heidentum noch etwas durch die katholische Kirche dringt.“ Von  Hexengestalten in den dunklen Wäldern sei ihm gerne erzählt worden. „Und wenn die Kinder nicht brav sind, dann holt sie die Hexe.“

 

Hagazussa Lukas Feigelfeld Filmfestival Max Ophüls Preis Retina Fabrik

Ein Bild von den Dreharbeiten. Foto: Retina Fabrik

 

Die kindlichen Albträume waren der erste Impuls für den Film. Feigelfeld hat viel recherchiert über Aberglaube und die Christianisierung des Alpenraums, auch über Schizo­phrenie und über Menschen mit Wahnbildern, die „die Geister  quasi selbst in die Dunkelheit des Waldes hinein halluzinieren“. Feigelfelds Drehbuch verknüpft vieles, was der Figur Albrun zustößt oder was sie tut, mit damaligen Definitionen der Kirche, wann man jemanden als Hexe bezeichnet (und verfolgt). „Eine davon ist die Teufelsbuhlschaft, der sexuelle Kontakt mit dem Teufel. Da der Teufel oft auch als unsichtbare Gestalt beschrieben wurde, hat man angenommen, dass eine masturbierende Frau mit dem Teufel kopuliert.“ Das behandelt Feigelfeld in einer ausdrucksstarken, aber unspekulativen Szene, die das Melken einer Ziege erotisch zum Bersten auflädt.

Seine Geschichte erzählt der Film in langen Einstellungen, sehr wortkarg und eindringlichen Bildern (Kamera: Mariel Baqueiro) – es geht nicht um einen Plot, der die Handlung nach vorne treibt, sondern um Gefühle, Assoziationen, Angst, Atmosphäre. Feigelfeld, der mit „Hagazussa“ seinen Abschluss an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) machte, hat davor Photographie studiert und eine „sehr visuelle Herangehensweise. Bevor ich ein Drehbuch schreibe, bildet sich bei mir ein Gefühl, eine Atmosphäre im Kopf, wie der Zuschauer sich fühlen sollte, wenn er aus dem Kino herauskommt.“ So nämlich, als erwache er aus einem Albtraum und frage sich, was er gerade gesehen  hat. Als Horrorfilm will Feigelfeld den Film aber nicht verstanden wissen, „ich würde ihn eher ein ‚dark drama‘ nennen,  irgendwo zwischen dem Horrorgenre und dem Arthouse-Film. Die Trennlinie ist da sehr fein.“ Vorbilder oder Inspirationen sind denn auch nicht klassische Gruselregisseure, sondern etwa Andrei Tarkowski („Stalker“, „Solaris“) oder Andrzej Zulawski („Possession“).

 

Die Kamerafrau Mariel Baqueiro. Foto: Feigelfeld / Retina Fabrik

 

Dass „Hagazussa“ seine Uraufführung beim horrorlastigen Fantastic Film Fest in Texas erlebte, überrascht da schon. Das Genrepublikum dort war angetan, sagt Feigelfeld. Es gab den „Next Wave“-Preis für den besten Film, es folgte die europäische Premiere beim London Film Festival.

Viel Anerkennung für einen Film, der schwer auf den Weg zu bringen war. Da „Hagazussa“ ein Abschlussfilm ist, hatte Feigelfeld die Technik und ein kleines Budget zu Verfügung, aufgestockt mit crowdfunding, „aber es war wirklich minimal – wir mussten auch mal ein Jahr aussetzen, weil wir keine Finanzierung hatten.“ Fast alle Künstler, viele Studenten darunter, haben ohne Bezahlung  gearbeitet; das Teuerste waren das Innere von Albruns Hütte als Studiobau in Berlin und die Reisekosten. Der Film entstand dabei in mehreren Blöcken, im Winter ging es auf den Berg,  ein halbes Jahr später ins Studio, dann pausierte man wieder wegen Geldmangels, „und dann waren wir in einem  Sumpf in Brandenburg, dann  mal hier, mal dort“. Eine frustrierendes Warten manchmal, „aber das gibt einem Zeit, manches noch einmal zu verfeinern.“ Etwa das Soundesign, das im Film zentral ist. „Dass wir wenig Dialog haben, öffnet unglaublich viel Raum für Geräusche“, sagt Feigelfeld. Jedes  Geräusch ist neu aufgenommen, jedes Knacken eines Zweiges, jedes Knirschen eines Lederbandes.

Feigelfeld, der für „Hagazussa“ noch einen deutschen Verleih sucht, arbeitet am nächsten Drehbuch, in die Richtung von Thriller und Drama soll es gehen, „es hat aber auch phantastische, traum­artige Aspekte. Das Kino ist so etwas Ähnliches wie Träumen – das ganz Konkrete liegt mir nicht.“ Bloß lässt sich das Konkrete oft besser finanzieren als das Phantastische, mit dem sich das deutschsprachige Kino schwer tut. „Das mag wohl so sein. Ich hoffe aber, dass ein Film wie ‚Hagazussa‘ auch hier Augen öffnet.“ Das würde es dem Regisseur leichter machen, „Filme zu drehen, die anders sind als das, was man immer sieht.“

 

 

 

 

 

Erste Empfehlungen aus dem 39. Max-Ophüls-Festival

Am Samstag, 13.1., beginnt der Kartenverkauf des Saarbrücker Filmfestivals Max Ophüls Preis (22 bis 28. Januar). Einige Filme konnte ich bereits sehen – ein paar Empfehlungen vorab. Ausführliche Besprechungen folgen.

Filmfestival Max Ophüls Preis Sarbrücken Reise nach Jerusalem Eva Löbau

Eva Löbau in „Reise nach Jerusalem“. Foto: Kess Film

Das Leben ist eine Warteschleife. Zumindest für Alice, 39, arbeits- und glücklos. Sie müht sich ab, hat die Bewerbungsgesprächs-Floskeln zwischen „stress­resistent“ und „große Herausforderung“ verinnerlicht – und doch bleiben ihr nur Aushilfsjobs in der Marktforschung, für die sie Benzingutscheine bekommt (ein Auto kann sie sich eh nicht leisten). Lucia Chiarlas „Reise nach Jerusalem“ aus dem Spielfilmwettbewerb beschreibt mit konsequenter Logik einen Absturz. Das hätte ein Betroffenheitsdrama werden können, das die sozialen Stolpersteine dröge pflichtschuldig durchzählt – aber Chiarla gelingt ein enorm unterhaltsamer Film voller Tragikomik, auch dank der Darstellerin Eva Löbau: Sie brilliert als angeschlagenes Arbeitsmarkt-Opfer – besonders eine Szene am Geldautomaten ist herzwerweichend.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Sarbrücken Goliath Sven Schelker

Sven Schelker in „Goliath“. Foto: Incognito Films

Sehenswert ist auch Schweizer Film „Goliath“ von Dominik Locher etwa, der von einem Paar erzählt, das an der Schwangerschaft der jungen Frau zu zerbrechen droht. Der werdende Vater fühlt sich überfordert und flüchtet sich in eine hypermaskuline Fitness-Welt (Steroide inklusive) – als könnte ihn ein Muskelpanzer vor der Ungewissheit beschützen, ob er als Vater/Mann genügen wird. Potenz/Impotenz, nicht nur im übertragenen Sinne, ist auch eines der Themen, die der österreichische Film „Zauberer“ von Sebastian Brauneis behandelt: ein Reigen der Einsamen und Angeschlagenen, ob nun erblindet, gekündigt, ent- oder verlassen. Ein düsteres, manchmal beklemmendes, intensives Debüt.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Sarbrücken Gutland Frederick Lau

Frederick Lau in „Gutland“. Foto: Narayan Maele

Ein Luxemburg abseits des Kirchbergs und der Banken zeigt Govina Van Maeles Wettbewerbspielfilm „Gutland“: Hinter den Fassaden der gepflegten Bauernhäuser geht es nicht ganz so gediegen zu wie ein deutscher Räuber auf der Flucht sich das erhofft. Ein packendes, sehr atmosphärisches Werk, das am Ende ins Phantastische abbiegt.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Sarbrücken Hagazusaa Aleksandra Cwen

Aleksandra Cwen in „Hagazussa“. Foto: dffb

Ein Film, der polarisieren wird, ist „Hagazussa“ von Lukas Feigelfeld. Er erzählt vom kargen Leben einer Frau im 15. Jahrhundert, die allein in einer Hütte lebt, gemieden/gefürchtet von der bigotten Dorfgemeinschaft, und langsam den Verstand zu verlieren droht. Feigelfeld erzählt das über weite Strecken wortlos, oft in langen Einstellungen, mit archaischen Naturbildern und einigen drastischen Momenten. Die wird sicher nicht jeder Kinogänger goutieren, aber „Hagazussa“ ist ein höchst eigenwilliger, sehr selbstbewusster Film.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken Michael Bully Herbig Death is so permanent

Ein Gastauftritt von Michael „Bully“ Herbig in „Death is so permanent“. Foto: Gemutfilm

Im Wettbewerb des mittellangen Films finden sich einige Perlen: etwa der gewitzte Halbstünder „Death is so permanent“ von Moritz S. Binder, der mit leichter Hand Meta-Ebenen stapelt. Ein Filmstudent will eine Kindheitserinnerung seines Vaters verfilmen. Aber wie? Hollywoodesk? Oder Guido-knoppig? Oder im Duktus einer Betroffenheits-Doku? Und wie verlässlich sind Erinnerungen überhaupt?

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken Everyday

Ein etwas peinliches Wartezimmer in „Everyday“. Foto: Internationale Filmschule Köln

Ganz anders und ebenso sehenswert ist Lutz Rödigs Trostlosigkeits-Schleife „Everyday“, die Szenen des banalen menschlichen Lebens aneinanderreiht – unter anderem hängen drei Penisse beim Junggesellenabschied im Bild. Da baumelt, trotz allem, auch Komik.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken Endling Schaad

Bernd Grawert als Bergmann, dessen Zeche schließt, in „Endling“. Foto: Donndorffilm

Unter anderem im Erlebnisbergwerk Velsen entstand Alex Schaads „Endling“ über einen Bergmann, dessen Zeche schließt. Doch die erzwungene Frührente „muss ich nicht haben“, sagt er und plant einen besonderen Abgang. Ein melancholischer Film mit Atmosphäre und einer schönen Liebesszene ganz in Blau.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken Carl Achleitner (l.) und Rasmus Luthander in "Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin". Foto: Filmakademie Wien

Carl Achleitner (l.) und Rasmus Luthander in „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“. Foto: Filmakademie Wien

Beim Kurzfilm ist etwa das Werk mit dem schönen Titel „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ von Bernhard Wenger zu empfehlen: Es beschreibt das ziellose und luxuriöse Abhängen eines jungen Schweden in einem österreichischen Hotel. Eine entspannte und witzige Sinnsuche, die nebenbei das Wohlleben feiert.

 

 

Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken Ego Jeanette Hain

Jeannette hain in „Ego“. Foto: Finyl

Vom Tod erzählt Lukas Baiers Ein-Personen-(plus Hund)-Stück „Ego“: Eine Frau im Wald, verletzt und eingeklemmt in ihrem Auto – der Schnee rieselt, es wird kalt und dunkel. Viel Spannung auf minimalem Raum gelingt diesem Film, der mit einer bitteren Pointe schließt. Manche Entscheidungen, das lernt man hier, muss man sich eben reiflich überlegen.

 

Karten und Kataloge gibt es am 13. Januar ab 14 Uhr im Ex-C&A-Gebäude bei der „Blauen Stunde“ (geöffnet ab 10.30 Uhr).

http://www.max-ophuels-preis.de

„Club Europa“ von Franziska Hoenisch – am 27. Juli im ZDF

Club Europa von Franziska Hoenisch

Die Regisseurin Franziska M. Hoenisch. Foto: Thomas Georg

Über eine bessere Welt philosophieren, möglicherweise beim Rotwein an einem gemütlichen WG-Küchentisch, das ist eine Sache. Die andere ist das tatsächliche Engagement, mit Mühe, möglicherweise mit Risiko. Wo zieht man für sich die Grenze? Wie weit geht man – und wie schnell zieht man sich wieder zurück ins geschützte Schneckenhaus des letztlich nicht Betroffenen? Um diese Fragen dreht sich der Film „Club Europa“. Franziska Margarete Hoenisch hat den Film inszeniert, der von einer WG in Kreuzberg erzählt: Martha, Yasmin und Jamie nehmen den Flüchtling Samuel aus Kamerun auf – sie wollen „etwas Gutes tun“, vielleicht auch ihr Gewissen erleichtern, da ihnen nur zu bewusst ist, wie privilegiert ihr sorgenfreies Leben dahinschnurrt. Groß ist die gegenseitige Neugier, und schnell entwickelt sich freundschaftliche Bande, die Integrationswelt scheint in Ordnung. Doch dann wird Samuels Asylantrag abgelehnt. Was tun? Ihn illegal in der WG wohnen lassen, auch wenn das juristische Konsequenzen für alle haben kann – etwa für die Lehramtsstudentin Yasmin, die sich so den Weg in den Staatsdienst verbauen würde? Die Diskussionen untereinander beginnen und führen zu einem Ende, das schlüssig, beiläufig grausam und zwingend ist.

„Helfen macht keinen Spaß“

Drei Jahre insgesamt hat Hoenisch an dem Film gearbeitet, dessen Stoff sich während der Recherche immer wieder verändert hat. „Wir wollten anfangs eine erfolgreiche Integrationsgeschichte erzählen“, sagt Hoenisch. Doch bei der Recherche lernte sie eine junge Frau kennen, die selber einen Flüchtling aufgenommen hatte und zu ihr einen Satz sagte, der das ganze Konzept umwarf: „Helfen macht keinen Spaß, wenn immer jemand da ist, der einem vor Augen führt, wie gut es einem selbst geht und wie schlecht dem anderen.“ Für Hoenisch war das der Wendepunkt bei der Recherche: „Wir wussten, dass wir diesen Satz nicht ignorieren können, sonst erzählen wir keine authentische Geschichte mehr. Wir mussten uns selbst mehr ans Leder, mussten überlegen, wie weit man zu gehen bereit ist, bevor es unbequem wird.“

 

Hoenischs Abschlussfilm im Fach Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg, gedreht in einem Haus in Potsdam, fängt meisterlich die klassische Stimmung des an sein natürliches Ende kommendes WG-Lebens ein: Man hat noch Zeit zum Philosophieren und Pläne schmieden, aber der klassische Ernst des Lebens (Arbeit finden, behalten und sicher in die Rente kommen) lauert schon im Treppenhaus. „Es prallen Lebensmodelle aufeinander, die alle in sich selbst relativ bieder sind. Letztendlich sind alle mit sich selbst beschäftigt.“ Anfangs hatte Hoenisch die Sorge, dass die Figur der Lehrerin, die sich am klarsten gegen die illegale Hilfe ausspricht, „der Sündenbock wird, die Spießerin – aber eigentlich hat sie die konsequenteste Argumentationslinie.“
Die eigene Generation hält die Hoenisch für unpolitisch – ein Vorwurf, den man sonst eher von Älteren hört. Die 32-Jährige, in Zweibrücken geboren, lebt in Berlin-Kreuzberg, wo „alle über Politik reden und sich jeder über Trump beklagt – aber ich erlebe, zumindest in meinem Umfeld, wenig direktes politisches Engagement, aber viel Beschäftigung mit sich selbst. Was esse ich, wo kaufe ich gesund ein – das ist eine Art Öko-Fairtrade-Welle. Es geht wenig über den eigenen Radius hinaus.“

Club Europa von Franziska Hoenisch

Yasmin (Maryam Zaree) und Samuel (Richard Fouofié Djimeli) – im Hintergrund Martha (Sylvaine Faligant). Foto: Filmakademie Baden-Württemberg

Eine Stärke des preisgekrönten Films (unter anderem beim Ophüls-Festival) ist, dass er sich nicht über seine Figuren erhebt, deren Argumentationen nachvollziehbar bleiben. „Der Zuschauer kann sich nicht distanzieren, darum ging es uns. Man soll sich fragen: Was ist meine eigene Position?“ Um die Figuren so plastisch und nachvollziehbar zu machen, wodurch der Film auch der Gefahr der Thesenhaftigkeit entgeht, hat Hoenisch lange mit den sehr guten Darstellern gearbeitet, zwei Wochen lang vor dem Dreh geprobt (beim Film eher ein Luxus) und die Dialoge als Improvisation erarbeitet – es gab keine aufgeschriebenen Sätze. Aufwändig war auch die Recherche der juristischen Details, „regelmäßig hat sich die Gesetzeslage verändert, das Dublin II-Abkommen wurde zu Dublin III, wir haben uns immer wieder mit Anwälten getroffen, um das Ganze abzuklopfen.“
Hoenisch hat ihren Film oft mit dem Publikum diskutiert, das sich gegen das Ende, wie sie sagt, „überraschend selten aufbäumt. Manche Zuschauer erwarten von mir eine Antwort, was denn die Lösung wäre. Aber in letzter Konsequenz weiß ich sie ja auch nicht.“ Wichtig für Hoenisch ist, dass man nicht „in einem politisch-korrekten Rahmen ein wenig über Politik redet, sondern sich fragt: In was für einer Welt wollen wir leben? Wie weit wollen wir uns einsetzen? Die einzige Macht, die wir haben, ist das Engagement des Einzelnen. Dessen müssen wir uns bewusst werden – und das ist vielleicht die Botschaft des Films.“

 

27.  Juli, 23 Uhr, ZDF

 

 

Informationen:

http://www.club-europa-der-film.de

https://www.arbeitskammer.de/aktuelles/aktionen-und-kooperationen/ak-filmtage-2017-mit-kritischem-blick.html

 

 

 

 

So soll das Saarbrücker Filmhaus wiederbelebt werden

 

„Das Team des Filmhauses bedankt sich bei allen treuen Besuchern in den letzten Jahren und wünscht dem kommunalen Filmprogramm eine lange Zukunft.“

So lapidar, fast versteckt auf Seite 11 des April-Programmhefts, liest sich das Ende des Saarbrücker kommunalen Kinos in seiner gewohnten Form. Zurzeit ist das Kino in der Mainzer Straße geschlossen, abgesehen von zwei Sonderveranstaltungen über US-Fernsehen (23. Mai und 6. Juni). Am 8. Juni soll es wieder öffnen – mit anderer Struktur und neuer Leitung. Es ist die Folge des konstanten Besucherschwunds in den vergangenen Jahren; Filmhaus-Leiter Michael Jurich, seit Februar 2010 im Amt, geriet in die Kritik: nicht wegen seines anspruchsvollen Programms, eher wegen der dürren Außenwirkung und -darstellung des Kinos. Das Filmhaus war in der Saarbrücker Kinolandschaft an den Rand geraten. Spekuliert wurde da viel: Zieht das Filmhaus in zwei Säle der Camera Zwo? Fusioniert es mit dem Kino Achteinhalb? Kommt eine Privatinitiative zum Zuge, die sich als Filmhausbetreiber angeboten hat?

 

Im Januar verkündete Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne) seine Pläne, das Filmhaus a) lebendiger und b) billiger zu machen. Sein Konzept: Auflösung des personalintensiven Amts für kommunale Filmarbeit, Versetzung von Michael Jurich ins Stadtarchiv und ein Vertrag mit Michael Krane, dem Leiter des Saarbrücker Kinos Camera Zwo. Der soll sich um das Programm in dem einen verbleibenden großen Kinosaal kümmern. Christel Drawer, ehemals Leiterin des Ophüls-Festivals (1993-2002), zieht mit dem Wissenschaftsbereich des Kulturamtes, dem künftigen Filmhaus-Träger, in die Mainzer Straße und soll dort Veranstaltungen und Kooperationen organisieren.
Noch vage waren diese Pläne im Januar. Zudem stolperten sie über den Umstand, dass man die Kinoprogrammleitung hätte ausschreiben müssen. Das hat die Stadt nun nachgeholt, die Frist ist abgelaufen und Brücks Konzept konkreter; der Stadtrat wird am 23. Mai darüber abstimmen.

Michael Krane soll den Kinosaal bespielen

Zwei Bewerbungen sind laut Brück eingegangen, nur eine mit einem konkreten und in der Ausschreibung verlangten Preisangebot – von Michael Krane. Der erfahrene Kinomann soll nun laut Brücks Plan einen Dienstleistervertrag mit der Stadt unterschreiben, der ab dem 1. Juni für vier Jahre läuft. Krane ist mit eigenem Personal für den kompletten Kinobetrieb verantwortlich: Programmauswahl (Brück: „in enger Abstimmung mit dem Kulturamt“), Bestellen der Filme, Vorführung, Verwaltung, technische Wartung und Gastronomie an der Filmhaus-Theke. Dafür sichert ihm die Landeshauptstadt eine monatliche Pauschale zu. Deren Höhe hatte Lothar Schnitzler, kulturpolitischer Sprecher der Linken im Stadtrat, der dieses Konstrukt als „Privatisierung von Gewinnen“ kritisiert, bei einer Diskussion ums Filmhaus mit 7000 Euro beziffert. Nach SZ-Informationen sind es 6000 Euro. Die Einnahmen gehen ebenfalls an Krane, der im Gegenzug die Filmmieten und den Versand der Filme bezahlt, dazu für das zweimonatige Programmheft, einen wöchentlichen Flyer, Werbung und den Internet-Auftritt verantwortlich ist. Brück: „Das ist die Aufwendung wert.“

Stellenverschiebungen und Kündigungen

Sozialverträglich? So „sozialverträglich“ wie im Januar angekündigt, gerät dieser Umbau allerdings nicht: Zwar sind die Filmhaus-Festangestellten (die Amtsleiterstelle, eine ganze und zwei halbe Stellen) innerhalb der Stadtverwaltung auf andere Posten versetzt worden; aber vier „geringfügig Beschäftigten“, die von den Plänen im Januar, wie man hört, sehr überrascht waren, wurde zum 1. Mai gekündigt.

Einsparungen: Durch die Stellenverschiebung – und die Kündigungen – reduzieren sich die Personalkosten im Filmhaus laut Stadt um jährlich 160 000 Euro. Hinzu kommen 20 000 Euro, die durch die Neuorganisation, etwa durch Kranes Verantwortung für Technik, Wartung und Werbung, aus dem „Sach-Etat“ gespart werden.

Blamabel: Die lange angestrebte Barrierefreiheit kommt 2017 nicht mehr. Geplant ist laut Brück der Umbau des Lastenaufzugs im Treppenhaus zu einem Personenaufzug; für die Finanzierung aber sei „ein dickes Brett zu bohren“. Denn eine frühere Studie, nach der der Umbau 60 000 Euro koste, habe sich als allzu optimistisch erwiesen – er koste das Vielfache, „das können wir alleine nicht stemmen“. Die Stadt müht sich um Fördergelder, 2018 soll das Haus barrierefrei sein, endlich.

 

Der „Schauplatz“ wird umgebaut, die „Galerie“ ans Ophüls-Festival abgegeben

Die gerade laufenden Umbauarbeiten sind kleinerer Natur: Im großen Saal wird ein Teil der Bestuhlung ersetzt, im kleinen „Schauplatz“ wird sie teilweise abgebaut: Er soll vor allem als Kleinkunst-Raum oder für Lesungen genutzt werden. Auch das Entrée des Kinos zur Straße hin soll freundlicher gestaltet werden, kündigt Brück an, die Fahrradständer werden wohl verlegt, die Schaukästen reduziert. Die eigentlich kinountaugliche „Galerie“ wird in die städtische Ophüls-Gesellschaft übergehen und dem Festival als Bürofläche dienen. Der Innenhof soll sich der Gastronomie öffnen. Das Lokal „Baker Street“ bewirtet dort schon, Brück kann sich auch eine Terrasse vorstellen. Da sei man laut Brück „in intensiven Gesprächen“ (eine Formulierung, die er oft benutzt). Dass diese Gastronomie sozusagen vor der Nase des Lokals „Zapata“ ist, sorgt Brück nicht, er erwartet „keine großen Widerstände“.
Wenn das Kino am 8. Juni wieder öffnet, laufen hier erst einmal nur Filme. Ab Herbst sollen dann, koordiniert von Christel Drawer, wissenschaftliche Vortragsreihen, Kooperationen mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) und dem Kultusministerium stattfinden. Schriftlich fixiert sei da bisher noch nichts, gibt Brück zu. Aber es gebe „gegenseitiges großes Interesse“.

 

 

 

 

 

Oscarnominierung für „La femme et le TGV“

Timo von Gunten Jane Birkin

Timo von Gunten im Saarbrücker Cinestar. Foto: tok

Luftsprünge und Jubel am Dienstag gegen halb 3 im Cinestar beim Filmfestival Max Ophüls Preis: Gerade hat der Züricher Regisseur Timo von Gunten erfahren, dass sein Film „La femme et le TGV“, der bei Ophüls im Mittellangen Wettbewerb läuft, für den Kurzfilm-Oscar nominiert ist.

Wer den Film mit Jane Birkin als einsame Konditorin sehen will: Er läuft am Donnerstag um 17.30 Uhr im Kino Achteinhalb, am Freitag um 20 Uhr im Cinestar 4 und am Samstag um 17.45 Uhr in der Camera Zwo.

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