Svenja Böttger

Am Montag beginnt das 38. Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken. Es ist das erste für die neue Leiterin Svenja Böttger. Ein Interview vorab.

 

Wie geht es Ihren Nerven vor dem ersten Festival?

Die Nerven sind in Ordnung, aber ich bin froh, dass es jetzt losgeht.

Wenn man als neue Festivalleiterin zu wenig ändert, kann der Eindruck entstehen, man habe zu wenig Ideen. Ändert man zu viel, verschreckt man eventuell das Stammpublikum. Hatten Sie die Angst, nicht das richtige Maß zu finden?

Diese Angst sitzt einem natürlich immer im Nacken. Aber wir haben uns als Team Zeit und Ruhe genommen, uns alles anzuschauen, über das Festival zu reden, sein Fundament und die Eckpfeiler.

Was ist das Fundament?

Der Wettbewerb. Und der ist gut, so wie er ist. Aber über einige Änderungen abseits des Wettbwerbs freuen sich schon viele Filmemacher – etwa dass wir jetzt einen Animationsblock in der MOP-Shortlist haben und dass wir dort auch Kurzdokumentarfilme zeigen. Ob das Ganze Erfolg hat, kann man aber erst nach dem Festival beurteilen.

Trotz der Unruhe des vergangenen Jahres sind die Sponsoren dem Festival treu geblieben, wonach es erst einmal nicht ausgesehen hat.

Wir haben uns in Ruhe kennengelernt, es waren gute, herzliche Gespräche, da gibt es gegenseitiges Vertrauen.

Schätzen Sponsoren vor allem die medial gut zu nutzenden Glamour-Momente mit Rotem Teppich und Stars?

Nein, das halte ich für ein Klischee. Wir haben sehr viele Unterstützer, die sehr filmaffin sind, sehr aufmerksam der Sache gegenüber. Die schauen sich die Ophüls-Filme auch wirklich an.

Gibt es im Spielfilmwettbewerb einen Trend?

Die großen Themen – Erwachsenwerden, den Platz in der Gesellschaft finden, Flucht und Migration – sind verpackt in kleinere, persönliche Geschichten. Das ist ein neuer Ansatz. Auffallend sind auch viele Elternthemen, viele Eltern-Kind-Konstellationen in den Filmen.

In diesem Jahr sind auch mehr Filme von Regisseurinnen zu sehen als sonst.

Das Angebot war dankenswerterweise groß. Es tut den Geschichten gut, dass sie mal aus dieser Sicht erzählt werden. In diesem Jahr hat sich da viel verändert.

Sie haben also bei der Auswahl nicht darauf geachtet, eine Art Frauenquote zu erfüllen?

Überhaupt nicht. Wir fanden das Angebot gut und können mit den Produktionen zeigen, dass sich da in der Filmlandschaft etwas ändert. In den Filmhochschulen werden mehr Frauen als Männer ausgebildet – lange Zeit stammten die Debütfilme, die zweiten und dritten Filme aber eher von Männern. Das ändert sich langsam, und wir sind froh, das abbilden zu können.

Der Festivalclub „Lolas Bistro“ ist diesmal im alten C&A-Gebäude, das sieben Jahre lang leer stand. Wie kamen Sie darauf?

Wir haben uns generell viele Event-Orte angeschaut. Der Charme des E-Werks ist für die Preisverleihung genau passend. Bei der Suche nach „Lolas Bistro“ wurde uns klar, dass es in Saarbrücken nicht viele Orte gibt, die unsere Anforderungen erfüllen: Raum für Gespräche, Platz für viele Leute, zentrale Lage in der Stadt. Das C&A fanden wir auf Anhieb toll.

Ist der Ort auch für nächstes Jahr geplant?

Dazu ist es viel zu früh. Das Publikum muss den Ort ja erst einmal annehmen. Und vielleicht tut sich mit dem Haus ja etwas, so dass wir es 2018 nicht mehr nutzen können.

Das Gloria als Ort kam 2016 nicht bei allen gut an.

Ja, aber diesem Ort muss man eine Chance geben. Dort geschieht gerade einiges, die alten Separees werden abgerissen, und der alte Kinoboden ist zum Teil wieder hergestellt, was sehr schön ist.

Das Festival vergibt 15 Preise, dotiert insgesamt mit über 100 000 Euro. Sinn das nicht zu viele Preise?

Nein – wir haben vier Wettbewerbe, für die es jeweils mindestens zwei Preise gibt. Im Spielfilmwettbewerb muss man in jedem Fall die Regie auszeichnen, den besten Film sowieso. Dass man Nachwuchsdarsteller mit einem Preis in den Fokus stellt, ist selbstverständlich. Das man mit dem Preis der Jugendjury schaut, was den jungen Zuschauern gefällt, auch. Jeder Preis hat seine Daseinsberechtigung für das, was wir hier tun – Nachwuchs präsentieren und Talente auszeichnen.

Was machen sie am Montag nach Ihrem ersten Festival?

Der Montag ist unser Abbau-Kampftag. Am Dienstag machen wir ein Frühstück mit dem ganzen Team, dann schlafen wir alle mal aus. Ein paar Tage später geht es zur Berlinale, wo der Ophüls-Gewinnerfilm laufen wird. Und im Februar bekommen wir schon die erste Filmeinreichung für 2018.