I am Thor

Muskelberge, platzende Wärmeflaschen (und platzende Plattenverträge), ein großer Gummihammer und ein noch größerer Glaube an sich selbst: Die tragikomische Dokumentation „I am Thor“, auf DVD zu haben, erzählt von der Karriere des Hardrockers Jon Mikl Thor, vom Tingeln, Scheitern und vom immer wieder Hochrappeln.

Sechs zahlende Zuschauer an einem besonders trüben Abend. Eine Band, die sich kollektiv absetzt. Und dann landet die Requisitentasche mit Helm und Gummihammer auf dem falschen Flughafen. Das Schicksal ist dem Donnergott ungnädig, aber Jon Mikl Thor gibt nicht auf. In den 80ern war der kanadische Bodybuilder und Musiker für kurze Zeit eine mittelgroße Nummer: mit einer theatralischen Rockshow, bei der er unter anderem Wärmeflaschen durch Aufpusten platzen ließ, und donnernden Alben wie „Keep the dogs away“ oder „Striking Viking“; doch Missmanagement, Scheidung und eine Depression warfen Thor aus der Bahn – bis er Ende der 90er ein Comeback versuchte, mit weniger Haaren und mehr Bauch.

„Well, it’s not Shakespeare“

Die tragikomische Dokumentation „I am Thor“ von Ryan Wise und Alan Higbee begleitet diesen jahrelangen Comeback-Versuch, das Tingeln, das Selbstbeschwören, das Schönreden, das ewige Weitermachen – auch wenn der Show-Gürtel mit den Gummitotenköpfen spürbar enger wird. Ohne spürbare Ironie stellt Thor seine Texte auf eine Stufe mit Bob Dylan – auch wenn Dylan wohl nie Titel wie „Thunder on the Tundra“ oder Zeilen wie „The time has come to shit the pants“ ersonnen hat. Ein Thor-Fan schätzt das Oevre treffend ein: „Well, it’s not Shakespeare“. Nur der unerschütterliche Glaube an sich selbst – teilweise Resultat von Antidepressiva – rettet Thor, wenn etwa sein Ferner-liefen-Name auf einem Festivalplakat nur mit der Lupe lesbar ist. Herrlich absurd ist diese Tingelbiografie und anrührend – dass Thor am Ende bei einem finnischen Festival von treuen Metal-Fans gefeiert wird, gönnt man diesem Stehauf-Mann von Herzen.

Erschienen bei Studio Hamburg, auch als Special Edition mit einer Bonus-DVD voller TV-und Bühnenauftritte.