Vor zehn Jahren hat Kinobetreiber Michael Krane das alte Scala-Filmtheater in der Saarbrücker Futterstraße in die Camera Zwo umgewandelt. Hat sich das Rezept, anspruchsvolle Filme an der Schwelle zum Mainstream zu zeigen, bewährt? Die düstere Treppe nach unten wirkt wie eine Edgar-Wallace-Requisite. Doch statt Kinski oder Fuchsberger wandelte hier, in den Projektionsräumen der Camera Zwo, einst der Filmvorführer. Einen separaten Eingang hatte er – und keinen Zugang zum eigentlichen Kino, ein Stockwerk tiefer. Des Brandschutzes wegen, erklärt Kinobetreiber Michael Krane, der durch seine Camera Zwo führt, die früher einmal, von 1951 bis 2005, das selige Scala-Kino war – in der Region eines der größten „Filmtheater“, wie man Kinos damals so verheißungsvoll nannte. Ein Stockwerk tiefer liegt die Theke mit Kasse – und Popcorn-Maschine: für besonders gestrenge Cineasten ein Sakrileg, Symbol des bösen Kommerzkinos. Krane nimmt es gelassen. „Anfangs dachte ich, wenn die Maschine kaputt geht, repariere ich sie nicht mehr.“ Aber die Mini-Gastronomie bringt Geld in einem Geschäft der knappen Kalkulation. Acht Jahre lang hat Krane keine Werbung gezeigt, „darauf war ich sehr stolz“, aber das ließ sich finanziell nicht halten: 2012 kam die Digitalisierung – für 250 000 Euro, wenn auch bezuschusst von der Filmförderung und vom Land. Klassisch geschulte Vorführer sind heute überqualifiziert, PC-Kenntnisse reichen aus. „Man muss mittags die Systeme hochfahren und abends auf ein paar Knöpfe drücken.“ Es läuft überwiegend gut in der Camera Zwo. 2012 bis 2014 seien „goldene Jahre“ gewesen. „Doch 2015 war ein Desaster, da sind wir abgestürzt.“ Keine wirklich guten Filme, keine großen Hits. „Beruhigend war aber, dass wir ein Katastrophenjahr ganz gut überstanden haben.“ Mit studentischen Aushilfen führt Krane das Kino und mit zwei Festangestellten: er selbst und Kinoleiterin Anna Reitze (32), die laut Krane „den Laden eigentlich besser kennt als ich“. Wohlhabend werde man nicht, „man muss privat alles stemmen, subventioniert werde ich ja nicht“. Apropos: In Konkurrenz zum städtischen Filmhaus sieht er sich nur bedingt, „ich bin ja deutlich mainstreamiger“, während das Filmhaus ganz bewusst auch sperrigere Filme zeige. „Was mir nicht unrecht ist.“ Das Verleihgeschäft, das Einschätzen von Erfolgschancen und bisweilen das Gerangel um Filme, ist nicht einfach. „Zumal man Filme nicht einfach nur für eine Woche buchen kann und je nach Erfolg verlängert oder absetzt.“ Manchmal sitze man auf einem Ladenhüter, den man vertraglich mehrere Wochen zu spielen habe. Nur wenn Filme gnadenlos floppen – aktuell der Sandra-Bullock-Film „Die Wahlkämpferin“ – haben die Verleihe, die täglich durch die vernetzte Kinokasse über die Einnahmen informiert werden, Verständnis und lassen den Film aus dem Programm nehmen. Bei kleineren Verleihen gibt Krane dem Film aber nochmal eine Chance, „sonst wäre das unfair“, oder Werken, die er mag. Der Trickfilm „Anomalisa“ läuft schlecht bei ihm. „Aber ich zeige ihn weiter, weil er gut ist“, sagt Krane, der sich dennoch weniger als Cineast versteht denn als pragmatischer Kinobetreiber. „Würde ich nur spielen, was mir gefällt, wäre der Laden zu.“ HINTERGRUND Das Foto von Michael Krane und Theaterleiterin Anna Reitze stammt von Oliver Dietze. |
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