Harms Heiner LauterbachHarms Heiner Lauterbach

Es ist eine einfache Geschichte. Ein Mann kommt nach 16 Jahren aus dem Gefängnis, findet sich nicht mehr zurecht und tut letztlich das, was er kann: Er plant einen Raub, den letzten, mit dem er dann ausgesorgt hat – wenn der Plan denn funktioniert. Soweit also nichts Neues. Und doch ist der Film „Harms“ von Nikolai Müllerschön eine Überraschung: ein deutscher Krimi, der sich ins Kino wagte (wo er leider weitgehend unbeachtet blieb – als DVD ist er aber zu haben) und seine schmutzige Geschichte angemessen dreckig erzählt. Heiner Lauterbach hat den Film unabhängig von TV-Geldern oder Fördergremien produziert, spielt die Titelrolle und ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen: mit Trainingshose, Tätowierungen und einem Schnauzbart, der ihn manchmal wie ein schlecht gelauntes Walross ausschauen lässt – so sieht man ihn im ZDF- oder RTL-Abendprogramm nicht.

Harms Heiner Lauterbach

Nur: Diese Hinwendung zur Proll-Optik hätte auch allzu bemüht wirken können, tut es aber nicht, da Lauterbach eine exzellente Vorstellung gibt. Sein Harms ist melancholisch und brutal gleichermaßen, vom Leben abgehärtet und abgestumpft. Lauterbach zur Seite steht eine famose Besetzung. Da ist Axel Prahl als alter Freund mit gewohnt rumpeligem Prahl-Charme und vor allem Martin Brambach als Gangster-Kollege, eine jämmerliche Figur, der in seinem viertklassigen Lokal seine Küchenhilfe schikaniert. Gemeinsam will man mit einem großen Bankraub dem Schicksal öder Altersarmut ein Schnippchen schlagen.

Harms Heiner Lauterbach

Der Raub ist das ruppige und spannende Finale des Films, der seine besten Momente aber in seinen atmosphärischen Szenen zuvor hat: In Gesprächen an einer trostlosen Imbissbude am Münchener Stadtrand (deren Betreiber Helmut Lohner spielt), beim Sinnieren über Freundschaft, Loyalität und darüber, wie man das Glück an den Hörnern packen kann – und ob es sich überhaupt packen lässt. Klischeefrei ist das Ganze dabei nicht, und auch die Logik ist nicht immer die höchste Priorität des Drehbuchs. Aber „Harms“ hat Mut, viel Atmosphäre und filmische Kraft.

Erschienen bei Alive. Extras: Trailer und kurze Interviews.
Fotos: Alive